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Klimakompromiss im Schatten fossiler Interessen – Die COP30 als vertane Weltchance

Pezibear (CC0), Pixabay
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Der Planet brennt, die Gletscher schmelzen, Extremwetter wütet – und die internationale Klimapolitik? Liefert einen Kompromiss, den man höflich als „minimal“ bezeichnen darf. Nach zähem Ringen, nächtlichen Verlängerungen und einem diplomatischen Tango um jedes Wort endete die UNO-Klimakonferenz COP30 mit einem Ergebnis, das vor allem eines ist: enttäuschend.

Das erhoffte klare Bekenntnis zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle? Fehlanzeige. Stattdessen: Ein Abschlussdokument ohne Rückgrat, weichgespült durch die Interessen fossiler Lobbyisten und Staaten, deren Wohlstand immer noch aus dem Boden sprudelt.

Fossiler Nebel statt Klartext

Besonders grotesk: Das Wort „fossil“ schaffte es nur über Umwege in Nebenvereinbarungen – ein sprachlicher Taschenspielertrick, der zeigt, wie groß die Angst ist, den eigentlichen Elefanten im Raum auch nur beim Namen zu nennen. Ölstaaten wie Saudi-Arabien und klimabelastete Industriegiganten wie China blockierten konsequent jede Form von ambitioniertem Ausstieg. Und weil im UNO-System nur Konsens zählt, reichte ein einzelnes Nein für die globale Klimastagnation.

Kolumbien sorgte in letzter Minute für ein Mini-Intermezzo, indem es plötzlich doch auf ein klareres Signal zur fossilen Abkehr pochte – zu spät, zu wenig, zu folgenlos.

Die EU winkt durch – mit Zähneknirschen

EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra fand versöhnliche Worte, sprach von einem „Schritt zur Seite“. Beobachter nennen es ehrlicher: Stillstand mit Applaus für’s Durchhalten. Denn während die EU eigentlich auf ein klares Exit-Signal hoffte, stimmte sie dem weichgespülten Text am Ende doch zu – aus „Verantwortung für den Prozess“. Ein klassischer Fall von: Das Beste draus gemacht, aber das Nötigste nicht erreicht.

Österreichs Umweltminister Norbert Totschnig nannte das Ergebnis einen „Minimalkompromiss“, der nicht beschönigt werden könne. Bundespräsident Van der Bellen sprach gar von einer „verpassten Chance“ und kritisierte, dass die Hauptursache der Klimakrise – die fossile Abhängigkeit – weiter unbehandelt bleibt.

Klimageld: Trostpflaster für das Versagen?

Zwar enthält der Abschlusstext eine Zusage zur Verdreifachung der Klimahilfen für ärmere Länder bis 2035 – ein wichtiges Zeichen, aber kein Ersatz für effektiven Klimaschutz. Denn was nützen Hilfen zur Anpassung an die Katastrophe, wenn man gleichzeitig die Ursachen weiter befeuert?

Auch die „Just Transition“-Vereinbarung, ein Mechanismus für sozialverträglichen Klimaschutz, wird zwar gelobt – wirkt aber fast wie ein Feigenblatt auf einem politischen Torso ohne Herzschlag.

NGOs: „Bankrotterklärung der Klimapolitik“

Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace oder der WWF fanden klare Worte: Eine „politische Bankrotterklärung“, ein „Scheitern an der Wurzel“, ein Gipfel, der „nicht mal die Minimalbedingungen“ erfüllt – so lauten die harten, aber berechtigten Urteile. Ein Ausstiegspfad aus Kohle, Öl und Gas? Fehlanzeige. Ein Stoppschild für Entwaldung? Nicht einmal angekündigt.

Schwellenländer: Zufriedenheit mit der Lücke

Indien und andere Schwellenländer feierten das Ergebnis als Erfolg – nicht zuletzt, weil es ihnen weiterhin erlaubt, wirtschaftlich zu wachsen, ohne harte Emissionsgrenzen fürchten zu müssen. Die brasilianische COP-Präsidentschaft wurde gelobt – was zeigt: Erwartungen waren niedrig genug, um selbst dieses Ergebnis zu beklatschen.


Fazit: Klimakonferenz ohne Klima-Kehrtwende

Die COP30 in Brasilien hat gezeigt: Die Welt ist sich einig – im kleinsten gemeinsamen Nenner. Während die Wissenschaft Alarm schlägt und Millionen Menschen die Klimafolgen am eigenen Leib spüren, liefert die internationale Staatengemeinschaft einen Text, der eher nach Schadensbegrenzung für fossile Profite aussieht als nach Aufbruch in eine nachhaltige Zukunft.

Was bleibt, ist ein brüchiges Papier, ein gebrochener Wille – und die bittere Erkenntnis: Die 1,5-Grad-Grenze stirbt nicht an fehlender Technologie, sondern am politischen Mut.

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