In einer überraschend unspektakulären Wendung der Ereignisse hat sich nun auch die größte Gewerkschaft Israels in die nationale Disziplin „Korruption mit Stil“ eingereiht. Wie die Polizei bekannt gab, wurden Dutzende hochrangige Vertreter des Gewerkschaftsbunds Histadrut festgenommen. Die Vorwürfe: Bestechung, Betrug, Untreue, Geldwäsche, Steuerhinterziehung – eigentlich alles außer Falschparken.
Mit dabei im großen Showdown: kein Geringerer als Histadrut-Chef Aron Bar-David höchstpersönlich. Ihm wurde die Ehre zuteil, einem Haftrichter vorgeführt zu werden – und das nicht etwa wegen schlechter Arbeitsbedingungen, sondern wegen möglicherweise besonders guter Bedingungen für Leute, die ihn schmieren.
Die Polizei ermittelt laut eigenen Angaben seit zwei Jahren – was für israelische Verhältnisse vermutlich bedeutet: Man hat erst einmal gewartet, ob sich das Problem von selbst löst. Hat es nicht. Stattdessen wurden auch gleich Bürgermeister, Beamte, Unternehmer und eine vermutlich leicht verwirrte Bürokaffeemaschine aus Kirjat Gat mitbeschuldigt. Darunter Kfir Swisa, Bürgermeister der Stadt und stolzes Mitglied der Likud-Partei – was vermutlich eher als politisches „Zufallstreffer-Abo“ gilt.
Doch keine Sorge, die Gewerkschaft selbst reagierte gelassen: Man sei von der Unschuld der Kollegen überzeugt – ganz so, wie man eben davon überzeugt ist, dass der Drucker bald wieder funktioniert, wenn man ihn liebevoll anschreit. Man arbeite eng mit den Behörden zusammen – also enger als mit den eigenen Mitgliedern, wie manche munkeln.
Die Histadrut, gegründet 1920 – also schon verdächtig lange vor dem modernen Staat – vertritt über 800.000 Mitglieder. Das ist viel Macht. Und wie wir gelernt haben, folgt auf große Macht nicht nur große Verantwortung, sondern oft auch ein kleiner Umschlag mit Bargeld.
Fun Fact: Bar-David ist ein erklärter Gegner von Netanjahu. 2023 organisierte er sogar einen Generalstreik gegen dessen Politik. Nun bleibt offen, ob seine Generalstreiks bald durch generelle Strafen ersetzt werden.
Ob Bestechung in diesem Fall ein Zeichen politischer Verschwörung, wirtschaftlicher Misswirtschaft oder einfach nur menschlicher Gier ist – wir wissen es nicht. Aber eines ist klar: Wenn in Israel irgendjemand behauptet, er arbeite „für das Volk“, sollte man zur Sicherheit erst mal das Portemonnaie festhalten.
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