Die Behandlung von Blutkrebs im Kindesalter hat in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Vor allem bei der akuten lymphatischen Leukämie, der häufigsten Krebsform bei Minderjährigen, liegen die Überlebenschancen heute bei rund 90 Prozent. Expertinnen und Experten sprechen von einer Erfolgsgeschichte der modernen Medizin.
In Österreich erkranken jedes Jahr bis zu 300 Kinder an Krebs. Etwa 85 Prozent der Blutkrebserkrankungen fallen auf die akute lymphatische Leukämie. Während diese Form der Leukämie ohne Behandlung oft innerhalb weniger Monate tödlich verläuft, kann heute die große Mehrheit der jungen Patientinnen und Patienten geheilt werden. Acht von zehn schaffen dies bereits mit der ersten Therapie, ein weiteres Kind nach einem Rückfall mit einer zweiten Behandlungsrunde.
Auch andere Krebsarten, die bei Kindern auftreten – darunter hochaggressive Lymphome wie Morbus Hodgkin – gelten mittlerweile als gut behandelbar. Dank verbesserter Chemo- und Strahlentherapien sterben Kinder an dieser Erkrankung heute praktisch nicht mehr.
Doch der beeindruckende medizinische Fortschritt hat eine Kehrseite. Die intensiven Behandlungsformen greifen nicht nur Krebszellen an, sondern auch gesundes Gewebe. Schmerzhaft entzündete Schleimhäute, Haarausfall, Organschäden und ein stark geschwächtes Immunsystem gehören weiterhin zu den häufigen und belastenden Nebenwirkungen. Infektionen können dabei lebensbedrohlich werden.
Deshalb richtet sich die Forschung zunehmend auf Therapien, die gezielter wirken und weniger Schaden anrichten. Besonders im Fokus stehen unterschiedliche Formen der Immuntherapie. Dazu zählt unter anderem die CAR-T-Zelltherapie, bei der körpereigene Abwehrzellen gentechnisch so verändert werden, dass sie die Krebszellen effizienter bekämpfen. Auch Antikörpertherapien werden geprüft und haben sich in ersten Studien als wirksam und verträglicher gezeigt. Ziel ist nicht unbedingt, die Chemotherapie vollständig zu ersetzen, aber ihre aggressivsten Komponenten zu reduzieren.
Beim Symposium in Wien, das Expertinnen und Experten aus Immunologie, Hämatologie und Onkologie zusammenbringt, soll der internationale Austausch neue Impulse liefern. Der gemeinsame Ansatz: Krebs im Kindesalter nicht nur heilbar zu machen, sondern auch Wege zu finden, den Kindern ein Leben ohne langfristige Belastungen durch die Therapie zu ermöglichen.
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