IRene Benkos einstiger architektonischer Leuchtturm in den Alpen hat ein neues Zuhause: Das Kaufhaus Tyrol wurde nach monatelangem Feilschen und Insolvenz-Gefluche für schlappe 140 Millionen Euro (inoffiziell, versteht sich) an eine neu gegründete Käufergesellschaft namens KHT AcquiCo SARL verkauft – ein Name, der klingt wie ein besonders schwerer Scrabble-Zug.
Damit hat sich die Nachwelt von Benkos Alpen-Prestigeprojekt verabschiedet – das war einst als „Zukunft des innerstädtischen Shoppings“ gedacht, doch inzwischen eher als Kapitel im Kapitel „Wie man Milliarden versenkt und trotzdem gut wohnt“.
Midstad übernimmt: Jetzt wird’s mittelspannend
Das neue Management übernimmt Midstad, ein Unternehmen mit Immobilien in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und – na klar – Österreich. Midstad-Geschäftsführer Kevin Meyer gibt sich erwartungsgemäß optimistisch: Das Kaufhaus habe „beste Voraussetzungen“ – was vermutlich „Es ist noch nicht ganz kaputt“ bedeutet.
Man wolle nun gemeinsam mit „allen Partnern“ an Konzepten feilen. Klingt nach einem Workshop mit PowerPoint, Flipchart und dem verzweifelten Wunsch, das Wort „Pop-up“ nicht mehr hören zu müssen.
Perspektiven? Ja. Herausforderungen? Ebenfalls ja.
Das Gebäude sei laut Midstad gut vermietet, man wolle aber den „Nutzungsmix perspektivisch anpassen“. Das ist Immobilien-Deutsch für: „Wir haben noch keine Ahnung, aber es wird irgendein wilder Mix aus Sockenläden, Bubble-Tea und Coworking werden.“
Ziel sei ein „zukunftsfähiger Angebotsmix“, der die Innenstadt „langfristig belebt“ – ein Satz, der inzwischen so oft gesagt wurde, dass er in Innsbruck vermutlich automatisch auf der Stromrechnung erscheint.
P&C im Hintergrund: Der ewige Rückkehrer
Hinter der Käufergesellschaft stehen Investoren mit Nähe zu Peek & Cloppenburg, also jenen Modemenschen, die das Kaufhaus Tyrol schon früher mit gut gebügelter Herrenmode füllten – und dann wieder verschwanden. Ob sie nun erneut in das Gebäude einziehen oder nur auf dem stillen Shareholder-Stuhl bleiben, ist noch offen. Man darf aber davon ausgehen, dass der „Wert pro Quadratmeter Blazer“ künftig wieder steigen wird.
Architekturpreis mit Insolvenzbeigeschmack
Erinnern wir uns kurz an die Glanzzeiten: Das Kaufhaus Tyrol wurde von Stararchitekt David Chipperfield entworfen – für alle, die lieber Glas, Sichtbeton und Sichtbarkeit wollten. Die Realität hat aber wie so oft schneller gebaut als die Vision: Die glänzenden Rolltreppen wurden schneller ausgereizt als der Name „Benko“ seinen Ruf verlor.
Jetzt beginnt das nächste Kapitel: Neuer Eigentümer, alte Hoffnung – und vermutlich bald neue Ankündigungen von „konsequent urbaner Erlebnisarchitektur“. Oder wenigstens sauberen Toiletten.
Fazit:
Rene Benko hat das Kaufhaus Tyrol einst zu einem Schaufenster der Signa-Megalomanie gemacht. Jetzt gehört es anderen – und was daraus wird, entscheidet nicht mehr Glanz, sondern Rendite. Willkommen zurück im Mittelmaß der Marktwirtschaft.
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