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Kanadas neuer Premierminister Carney setzt Zeichen gegen Trump – Erste Auslandsreise führt nach Europa

wynpnt (CC0), Pixabay
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Kanadas neuer Premierminister Mark Carney hat mit seiner ersten Auslandsreise ein klares Zeichen gesetzt: Nicht Washington, sondern Europa stand auf seinem Reiseplan. Damit bricht er mit einer jahrzehntelangen Tradition, die kanadische Regierungschefs üblicherweise zuerst in die USA führte.

Während die Beziehungen zwischen Kanada und den USA unter Donald Trump auf einem Tiefpunkt angelangt sind, wurde Carney in Europa mit offenen Armen empfangen. In Paris traf er Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, in London Premierminister Keir Starmer und König Charles III.

„Kanada ist das europäischste aller nicht-europäischen Länder“

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Macron betonte Carney in fließendem Französisch und Englisch die enge Verbundenheit Kanadas mit Europa:

„Kanada ist das europäischste aller nicht-europäischen Länder. Wir sind ein verlässlicher, vertrauenswürdiger und starker Partner.“

Macron lobte Kanada als „engen Verbündeten“ und sprach von einer „großen Freude“, Carney zu empfangen.

Eiszeit mit den USA: Trump provoziert Kanada

Carneys Entscheidung, zunächst nach Europa zu reisen, ist auch als direkte Reaktion auf die angespannte Beziehung zu den USA zu verstehen. Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus hat Trump:

  • Harte Zölle auf kanadische Produkte verhängt,
  • Kanada als „51. Bundesstaat“ der USA bezeichnet,
  • Carneys Vorgänger Justin Trudeau regelmäßig verspottet und ihn als „Gouverneur“ statt als Premierminister tituliert.

Auf die Frage, was er von Trumps Annexionsfantasien halte, antwortete Carney trocken:

„Unvorstellbar und respektlos. Solche Aussagen müssen aufhören, bevor wir überhaupt über eine künftige Partnerschaft sprechen können.“

Kanada prüft Alternativen zur US-Rüstungskooperation

Carney ließ außerdem durchblicken, dass Kanada den Kauf von US-amerikanischen F-35-Kampfjets überdenkt. Stattdessen sprach er mit europäischen Partnern über eine verstärkte militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Dennoch zeigte sich Carney gesprächsbereit:

„Wir sind bereit, über unsere wirtschaftliche und sicherheitspolitische Partnerschaft mit den USA zu sprechen. Sobald Washington bereit ist, sind wir es auch.“

Trump stärkt unfreiwillig Carneys Position

Noch vor wenigen Monaten sah es nach einem klaren Wahlsieg für Oppositionsführer Pierre Poilievre aus. Doch Trumps Angriffe auf Kanada haben die Liberale Partei unter Carney neu belebt. Plötzlich geht es im Wahlkampf nicht mehr nur um Wirtschaftsfragen, sondern um Kanadas Souveränität – und das könnte die Liberalen wieder an die Spitze bringen.

Carney, der keine politische Erfahrung in Kanada hat, nutzt seinen Amtsbonus geschickt. Seit seinem Amtsantritt am Freitag hat er bereits mit Wolodymyr Selenskyj über den Ukraine-Krieg und mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über europäische Verteidigungsinitiativen gesprochen.

In London lud er Selenskyj zum G7-Gipfel in Kanada ein, den sein Land in diesem Jahr ausrichtet.

Carney: „In der Krise muss man handeln“

In Paris lobte Carney Macron als „Mann der Tat“, der Europa durch schwierige Zeiten geführt habe. Er betonte:

„Wir befinden uns in einer geopolitischen und wirtschaftlichen Krise. In solchen Zeiten braucht es klare Werte: Souveränität, Solidarität, Dynamik und Nachhaltigkeit.“

Mit seiner ersten Auslandsreise hat Carney einen klaren Kurswechsel signalisiert: Kanada will sich weniger abhängig von den USA machen und setzt stärker auf Europa als strategischen Partner. Ob Washington die Botschaft versteht, bleibt abzuwarten.

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