Influencerinnen und Influencer in Italien dürfen sich freuen: Sie bekommen endlich das, was sie sich schon immer gewünscht haben – ein amtliches Register, das ihnen ganz offiziell bestätigt, wie wichtig sie sind. Wer auf TikTok oder YouTube täglich in die Kamera winkt und dabei mindestens 500.000 Fans hypnotisiert oder monatlich eine Million Klicks einfährt, darf sich künftig bei der Medienaufsichtsbehörde AGCOM einschreiben – ganz bequem online, versteht sich. Bürokratie kann ja auch modern sein.
Wer sich allerdings nicht registriert, dem drohen natürlich Geldstrafen. Schließlich kann man ja nicht einfach so unkontrolliert Einfluss auf Millionen Menschen nehmen – das ist schließlich Staatsangelegenheit!
Gesetze für Likes und Filterblasen
Aber keine Sorge, es bleibt nicht bei der Registrierung. Mit dem Eintrag ins Register unterschreibt man gleich auch einen feinen Verhaltenskodex, der einem genau sagt, was man als digitaler Superstar noch sagen darf – oder eben lieber nicht. Zum Beispiel:
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Keine Gewaltverherrlichung, keine Aufrufe zu Straftaten, kein Hass. Schade eigentlich – war doch gerade so viel Reichweite drin.
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Inhalte, die Kinder gefährden? Bitte melden, nicht posten.
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Werbung? Nur mit Kennzeichnung – diese “Produktplatzierung”-Hinweise sind ab jetzt kein optionaler Dekovorschlag mehr.
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Und: Nachrichten bitte nicht mehr aus dem Bauchgefühl, sondern mit echten Quellen. So oldschool-journalistisch, oder?
Influencer = Fernsehprogramm mit Filter?
Das Ziel? Ganz klar: Wer regelmäßig Content rausballert und mehr Einfluss hat als die 20-Uhr-Nachrichten, der soll sich auch wie ein Fernsehsender benehmen. Also: kein Schimpfen, kein Lügen, keine Copyright-Verstöße – und am besten bitte alles in gepflegtem Italienisch, mit Quellenangabe und moralischem Anspruch.
Ein kleiner Schritt für die Demokratie, ein großer Sprung für die Content-Polizei.
Fazit:
Wer berühmt ist, soll sich bitte auch wie ein vorbildlicher Staatsbürger mit Kamerafunktion verhalten. Wer das nicht einsieht, bekommt nicht nur Shitstorms, sondern auch Bußgelder. Endlich wird der Beruf „Influencer“ dem gerecht, was er eigentlich ist: öffentlich-rechtliches Infotainment mit Ringlicht.
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