Frage: Frau Bontschev, die BaFin warnt derzeit gleich vor mehreren Plattformen – etwa der Enable Business Academy mit WhatsApp-Gruppen und Apps, DigitalBanking sowie einem Identitätsdiebstahl im Namen von Bridgewater Associates. Was haben diese Fälle gemeinsam?
Bontschev: Gemeinsam ist allen Fällen, dass die Anbieter ohne BaFin-Erlaubnis auftreten und Verbraucher durch täuschende Methoden in unsichere Investments locken. Besonders problematisch sind Messenger-Gruppen wie WhatsApp oder Telegram, die in einem seriösen Finanzumfeld nichts verloren haben. Hinzu kommt, dass Identitäten renommierter Unternehmen oder angeblicher Professoren missbraucht werden, um Vertrauen zu erwecken.
Frage: Woran erkennen Anlegerinnen und Anleger, dass es sich um ein unseriöses Angebot handelt?
Bontschev: Es gibt mehrere Warnsignale:
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Kommunikation ausschließlich über WhatsApp oder Telegram.
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Garantierte Renditeversprechen oder angebliche Super-Pläne mit dreistelligen Gewinnspannen.
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Einzahlungen ins Ausland oder in Kryptowährungen, die kaum zurückverfolgt oder rückgängig zu machen sind.
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Testauszahlungen kleiner Beträge, die nur Vertrauen aufbauen sollen.
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Unaufgeforderte Kontaktaufnahmen oder Werbung über soziale Medien.
Und: Wenn eine Firma von sich behauptet, bei der SEC oder BaFin registriert zu sein, sollte man dies unbedingt selbst in den offiziellen Registern überprüfen.
Frage: Was sollten Betroffene tun, die bereits investiert haben?
Bontschev: Das Wichtigste ist: sofort aufhören, weiteres Geld einzuzahlen. Dann sollten alle Unterlagen, Chatverläufe und Überweisungsbelege gesichert werden. Betroffene sollten Anzeige bei der Polizei erstatten und ihre Bank bzw. den Zahlungsdienstleister informieren, um mögliche Rückbuchungen zu prüfen. Außerdem empfehle ich, rechtliche Beratung einzuholen, da es je nach Fall Chancen gibt, Zahlungen zurückzuholen oder Verantwortliche in Haftung zu nehmen.
Frage: Welche vorbeugenden Maßnahmen können Anleger ergreifen, um sich gar nicht erst in Gefahr zu bringen?
Bontschev: Ein paar Grundregeln helfen enorm:
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Unternehmensdatenbank der BaFin prüfen, bevor man investiert.
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Nur offizielle Websites und Kommunikationswege nutzen – niemals Links aus Chats oder dubiosen Mails.
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Skeptisch bei hohen Renditeversprechen sein – je größer das Versprechen, desto größer das Risiko.
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Keine Zahlungen leisten, solange Zweifel bestehen.
Und: Seriöse Anbieter setzen niemals auf Druck, schnelle Entscheidungen oder exklusive „VIP-Gruppen“.
Frage: Ihr abschließender Rat?
Bontschev: Anleger sollten sich klarmachen: Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das in der Regel auch. Seriöse Finanzgeschäfte sind transparent, überprüfbar und werden von regulierten Instituten abgewickelt. Wer unsicher ist, sollte sich unbedingt vorher informieren – und im Zweifel lieber verzichten, statt Geld zu riskieren.
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