Frage: Herr Schlautmann, das neu geschaffene Digitalministerium zieht Zuständigkeiten aus sechs anderen Ministerien auf sich und erhält weitreichende Kompetenzen. Wie bewerten Sie diese Entscheidung?
Tim Schlautmann: Ich halte die Entscheidung für absolut notwendig und längst überfällig. Die Digitalisierung in Deutschland war bisher stark fragmentiert, was zu ineffizienten Prozessen geführt hat. Mit dem neuen Ministerium kann endlich eine einheitliche Strategie verfolgt werden, was die Digitalisierung massiv beschleunigen dürfte.
Frage: Besonders interessant ist das Veto-Recht des Ministers bei allen IT-Ausgaben des Bundes. Wie bewerten Sie diese Neuerung?
Tim Schlautmann: Dieses Veto-Recht ist ein starkes Instrument und zeigt, dass die Bundesregierung die Bedeutung der Digitalisierung erkannt hat. Es bietet die Möglichkeit, IT-Projekte zentral zu steuern und Doppelausgaben zu vermeiden. Allerdings wird es entscheidend sein, wie pragmatisch und effizient dieses Recht in der Praxis umgesetzt wird.
Frage: Das Ministerium übernimmt Zuständigkeiten aus sechs Ressorts, darunter das Innenministerium, das Wirtschaftsministerium und das Verkehrsministerium. Welche Herausforderungen sehen Sie dabei?
Tim Schlautmann: Die größte Herausforderung wird die Integration der verschiedenen Zuständigkeiten sein. Unterschiedliche Ressorts hatten bislang eigene Prioritäten und Strategien. Diese jetzt unter einem Dach zu vereinen, ohne die bisherigen Fortschritte zu gefährden, wird ein Balanceakt. Wichtig ist, dass die Synergien genutzt werden, um die digitale Transformation beschleunigt voranzutreiben.
Frage: Was halten Sie von der Kabinettsentscheidung, das Digitalministerium in der Hierarchie weit oben anzusiedeln?
Tim Schlautmann: Das ist ein starkes Signal. Digitalisierung betrifft heutzutage nahezu alle Lebensbereiche und Wirtschaftszweige. Wenn das Ministerium in der Kabinettsrangordnung weit oben steht, können Entscheidungen schneller getroffen und durchgesetzt werden.
Frage: Welche weiteren Schritte wären aus Ihrer Sicht jetzt besonders wichtig?
Tim Schlautmann: Neben der organisatorischen Konsolidierung sollte das Ministerium schnell eine umfassende Digitalisierungsstrategie vorlegen. Dazu gehört auch die Förderung digitaler Bildung, da die besten Infrastrukturen wenig nützen, wenn die Bevölkerung nicht damit umgehen kann. Ebenso wichtig ist eine engere Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, um Innovationen gezielt zu fördern.
Frage: Wie bewerten Sie die Verlagerung digitaler Zuständigkeiten aus dem Verkehrs- und Wirtschaftsministerium?
Tim Schlautmann: Das zeigt, dass man Digitalisierung nicht mehr als Randthema einzelner Ministerien betrachtet, sondern als Querschnittsaufgabe. Der Fokus auf digitale Infrastrukturen im neuen Digitalministerium ist ein richtiger Schritt, um den Ausbau von Breitbandnetzen und Mobilfunk flächendeckend voranzutreiben.
Frage: Sehen Sie Risiken bei der gebündelten Zuständigkeit?
Tim Schlautmann: Ja, insbesondere wenn es um die Cybersicherheit geht, die bisher im Innenministerium verankert war. Hier muss gewährleistet sein, dass sicherheitsrelevante Themen nicht durch die Verwaltungsumstrukturierung ins Hintertreffen geraten. Eine klare Abstimmung mit dem Innenministerium bleibt essenziell.
Frage: Herr Schlautmann, vielen Dank für das Gespräch!
Tim Schlautmann: Sehr gern!
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