Herr Högel, in letzter Zeit häufen sich Berichte über neue Betrugsmaschen mit PayPal. Was sind die aktuellen Trends?
Maurice Högel: Die Betrüger passen ihre Methoden ständig an und nutzen die gängigen Funktionen von PayPal, um ihre Opfer zu täuschen. Besonders perfide ist, dass die Betrugsversuche oft auf den ersten Blick sehr glaubwürdig wirken. Zum Beispiel verschicken Kriminelle E-Mails, die offiziell von PayPal zu kommen scheinen. Sie nutzen die „Geld anfordern“-Funktion, die ansonsten ganz regulär ist, um eine Nachricht zu senden, die aussieht wie eine echte Zahlungsaufforderung. Der Clou: Die Absenderadresse ist „service@paypal.com“, was viele Menschen nicht misstrauisch werden lässt.
Wie funktioniert diese Betrugsmasche genau?
Högel: Die Betrüger verschicken eine E-Mail, in der sie behaupten, dass der Empfänger ein teures Produkt, wie etwa ein MacBook, bestellt habe. Wenn das nicht der Fall ist, sollen die Opfer eine Telefonnummer anrufen, die in der E-Mail angegeben ist. Diese Nummer führt jedoch nicht zu PayPal, sondern zu den Kriminellen selbst, die sich als Kundenservice ausgeben. Am anderen Ende wird versucht, dem Opfer Angst zu machen – etwa mit der Behauptung, das PayPal-Konto sei gehackt – und es wird aufgefordert, sensible Daten preiszugeben oder sogar schadhafte Software herunterzuladen.
Wie können sich Verbraucher vor dieser Art von Betrug schützen?
Högel: Mein erster Rat ist, keine Links in E-Mails zu klicken und keine Nummern anzurufen, die in solchen Nachrichten angegeben sind. Auch wenn die Nachricht auf den ersten Blick professionell wirkt, sollte man immer vorsichtig sein. Im Zweifelsfall sollte man direkt die offizielle PayPal-Website besuchen oder die App öffnen und sich dort über den Status seines Kontos informieren. Ebenso ist es wichtig, die Bankkonten regelmäßig zu überprüfen und bei verdächtigen Transaktionen sofort den Kontakt zu PayPal oder seiner Bank aufzunehmen.
Gibt es noch andere neue Betrugsmaschen, die Verbraucher kennen sollten?
Högel: Ja, eine weitere Masche ist der Missbrauch von Google-Werbeanzeigen. Betrüger schalten Anzeigen, die aussehen, als stammten sie von PayPal. Diese Anzeigen führen auf vermeintliche PayPal-Service-Seiten, die in Wahrheit von den Kriminellen kontrolliert werden. Auch hier ist das Ziel, den Nutzer dazu zu bringen, auf einen Zahlungslink zu klicken oder eine Telefonnummer anzurufen. Da diese Links oft zu echten PayPal-Domains führen, ist es für Laien schwer, den Betrug zu erkennen.
Wie kommen die Kriminellen an so viele Details über ihre Opfer, wie etwa IBANs?
Högel: Der Missbrauch von IBANs ist ein weiteres Beispiel für die Raffinesse der Täter. Oft haben sie diese Daten aus früheren Datenlecks oder sie sammeln sie durch Phishing-Attacken. Beim sogenannten Gast-Zahlungsprozess von PayPal, bei dem man keine PayPal-Konto benötigt, können Kriminelle mit einer IBAN aus einem Datenleck ungerechtfertigte Zahlungen vornehmen. Opfer bemerken diesen Betrug erst, wenn das Geld von ihrem Bankkonto abgebucht wird.
Was empfehlen Sie zum Schutz der eigenen Daten im Internet?
Högel: Der Schutz von Daten ist heutzutage absolut essenziell. Man sollte unbedingt sparsam mit persönlichen Informationen umgehen und sicherstellen, dass man die Zwei-Faktor-Authentifizierung aktiviert hat, wo immer es geht. Ebenso wichtig ist es, Software regelmäßig zu aktualisieren, um Sicherheitslücken zu schließen. Wenn es um Online-Zahlungen geht, sollte man bei jeder Aufforderung zur Eingabe von Bankdaten oder persönlichen Informationen immer misstrauisch werden.
Was können Sie denjenigen raten, die Opfer eines Betrugs geworden sind?
Högel: Zunächst einmal ist es wichtig, schnell zu handeln. Wer auf einen Betrug hereingefallen ist, sollte sofort die Polizei und die betroffenen Unternehmen wie PayPal informieren. Auch Bankkonten und Kreditkarten sollten sofort gesperrt werden, um weiteren Schaden zu verhindern. In vielen Fällen können unrechtmäßig getätigte Zahlungen innerhalb von 13 Monaten zurückgebucht werden, also sollte man nicht zögern, die eigenen Rechte geltend zu machen.
Abschließend, was ist der wichtigste Schutz, den sich Verbraucher vor diesen Betrugsmaschen aufbauen können?
Högel: Es ist entscheidend, ein gesundes Misstrauen zu bewahren. Auch wenn eine E-Mail oder eine Nachricht sehr authentisch wirkt, sollte man immer den direkten Weg über die offiziellen Kanäle wählen. Am besten ist es, eine Nummer aus der offiziellen App oder der offiziellen Website herauszusuchen und den Kundenservice direkt zu kontaktieren. Auf diese Weise lässt sich der größte Teil der Risiken umgehen.
Fazit: Die neuen Betrugsmaschen, die auf PayPal abzielen, sind geschickt und oft schwer zu erkennen. Verbraucher müssen wachsam bleiben, ihre Online-Sicherheitsgewohnheiten verbessern und bei Zweifeln immer direkt über offizielle Kanäle nachprüfen, ob eine Nachricht oder Aufforderung wirklich von PayPal stammt.
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