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Interview mit Rechtsanwalt Daniel Blazek Thema: Wie Unternehmen über ihre wirtschaftliche Lage berichten müssen

parveender (CC0), Pixabay
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Frage: Herr Blazek, worum geht es bei der Bilanzkontrolle 2026 eigentlich genau?

Daniel Blazek: Die Finanzaufsicht BaFin schaut sich im Jahr 2026 ganz genau an, wie Unternehmen in ihren sogenannten Lageberichten über die aktuelle Situation und die Zukunft sprechen. Dabei geht es um die Berichte zum Geschäftsjahr 2025. Besonders wichtig ist, ob Firmen gut erklären, wie sie mit wirtschaftlichen Veränderungen umgehen – zum Beispiel mit steigenden Preisen, neuen Technologien oder politischen Unsicherheiten.

Frage: Was ist ein Lagebericht?

Daniel Blazek: Der Lagebericht ist ein Teil des Jahresabschlusses. Darin beschreibt die Geschäftsleitung, wie es dem Unternehmen gerade geht, welche Chancen und Risiken es gibt und wie man sich für die Zukunft aufstellt. Man kann sagen: Der Lagebericht ist der Blick in den Maschinenraum des Unternehmens.

Frage: Worauf achtet die BaFin besonders?

Daniel Blazek: Die BaFin prüft, ob die Unternehmen ehrlich und verständlich berichten. Wichtig ist, dass sie die wirtschaftliche Lage richtig einschätzen und auch schwierige Themen offen ansprechen. Es reicht nicht, alles nur positiv darzustellen oder Probleme zu verschweigen. Auch müssen die Aussagen gut begründet sein – mit Zahlen, Daten und nachvollziehbaren Annahmen.

Frage: Was sind häufige Fehler in solchen Berichten?

Daniel Blazek: Häufig werden Prognosen zu optimistisch dargestellt. Oder Unternehmen stützen sich auf unsichere Daten. Ein weiteres Problem ist, wenn die interne Planung im Unternehmen nicht zu dem passt, was im Lagebericht steht. Solche Widersprüche fallen bei der Prüfung schnell auf.

Frage: Warum ist eine gute Berichterstattung so wichtig?

Daniel Blazek: Ein klarer und ehrlicher Bericht schafft Vertrauen – bei Investoren, Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit. Besonders in unsicheren Zeiten wollen Menschen verstehen, wie stabil ein Unternehmen ist und wie es auf Veränderungen reagiert. Wer offen über Innovationen, Investitionen und Strategien spricht, zeigt auch: Wir wissen, was wir tun.


Frage: Gibt es auch Vorgaben aus Europa?

Daniel Blazek: Ja, die europäische Aufsicht ESMA gibt jedes Jahr Themen vor, auf die besonders geachtet werden soll. Für 2025 stehen zum Beispiel geopolitische Risiken und die sogenannte Segmentberichterstattung im Fokus – also wie einzelne Geschäftsbereiche dargestellt werden. Die BaFin berücksichtigt das bei ihren Prüfungen.

Frage: Was raten Sie Unternehmen?

Daniel Blazek: Unternehmen sollten ihre Lageberichte nicht nur als Pflicht sehen, sondern als Chance, klar zu zeigen, wie sie arbeiten und denken. Sie sollten nachvollziehbare, sachliche und ausgewogene Informationen geben. Wer das gut macht, stärkt nicht nur das Vertrauen in sein Unternehmen, sondern zeigt auch, dass er für die Zukunft gut aufgestellt ist.

Frage: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Blazek!

Daniel Blazek: Sehr gern!

 

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