Interviewer: Frau Bontschev, die BaFin hat kürzlich gleich vor mehreren Plattformen gewarnt – darunter skylinefx(.)co, stamford-finance(.)com und cryptex-vip(.)com. Was haben diese Fälle gemeinsam?
Bontschev: In allen drei Fällen handelt es sich um Anbieter, die ohne die notwendige Genehmigung der BaFin tätig sind. Für Anleger bedeutet das, dass keinerlei staatliche Kontrolle oder Schutzmechanismen greifen. Oft steckt dahinter ein professionell organisierter Anlagebetrug, teilweise sogar mit Identitätsmissbrauch, wie im Fall skylinefx(.)co.
Interviewer: Können Sie erklären, wie dieser Identitätsmissbrauch abläuft?
Bontschev: Die Täter verwenden den Namen und die Firmendaten eines echten, unbeteiligten Unternehmens, um Seriosität vorzutäuschen. Das echte Unternehmen weiß oft nichts von dieser missbräuchlichen Nutzung. Anleger glauben, mit einem regulierten Anbieter zu investieren, landen aber bei anonymen Betreibern ohne Zulassung.
Interviewer: Welche Risiken ergeben sich daraus für Anleger?
Bontschev: Es gibt keinen Anlegerschutz, keine Einlagensicherung und keine staatliche Kontrolle. Gelder werden oft sofort ins Ausland transferiert. Auszahlungen werden entweder komplett verweigert oder an unrealistische Zusatzforderungen wie angebliche Gebühren oder Steuern geknüpft. Außerdem ist die Rechtsverfolgung schwierig, weil die Betreiber in der Regel im Ausland sitzen.
Interviewer: Was raten Sie Menschen, die bereits investiert haben?
Bontschev: Wichtig ist, sofort sämtliche Zahlungen zu stoppen und alle Beweise zu sichern – E-Mails, Chatprotokolle, Kontoauszüge, Screenshots. Dann sollte umgehend eine Strafanzeige erstattet werden, am besten bei einer spezialisierten Polizeidienststelle. Parallel ist eine rechtliche Beratung sinnvoll, um Möglichkeiten für Rückbuchungen über Banken oder Zahlungsdienstleister zu prüfen.
Interviewer: Und wie lässt sich so etwas im Vorfeld vermeiden?
Bontschev: Anleger sollten vor jeder Investition in der Unternehmensdatenbank der BaFin prüfen, ob eine Lizenz vorliegt. Überhöhte Renditeversprechen sind immer ein Warnsignal. Investitionen sollten niemals aufgrund von Social-Media-Kontakten oder unaufgeforderten Anrufen getätigt werden. Eine gründliche Online-Recherche nach Erfahrungsberichten und Warnungen ist ebenfalls unerlässlich.
Interviewer: Welchen abschließenden Rat geben Sie unseren Lesern?
Bontschev: Verlassen Sie sich nicht allein auf das Erscheinungsbild einer professionellen Website. Die BaFin-Lizenz ist das wichtigste Kriterium. Wenn diese fehlt, ist es sicherer, die Finger davon zu lassen – selbst wenn das Angebot noch so verlockend klingt.
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