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Interview: „Bei White-Label-Versicherungen genau hinschauen“

Tumisu (CC0), Pixabay
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Interview: „Bei White-Label-Versicherungen genau hinschauen“
Rechtsanwalt Daniel Blazek über digitale Policen, versteckte Versicherer und worauf Kund:innen achten sollten.

Redaktion: Herr Blazek, immer mehr Versicherungsprodukte werden online angeboten. Was versteht man in diesem Zusammenhang unter einer White-Label-Versicherung?

Daniel Blazek: White-Label-Versicherungen sind Produkte, die ein Versicherer zwar entwickelt und absichert, aber von einem anderen Unternehmen unter dessen Namen vertrieben werden. Dieses Unternehmen übernimmt den Kundenkontakt, teilweise auch Verwaltung und Schadenmeldung. Die Versicherung selbst, also das finanzielle Risiko, trägt aber das Versicherungsunternehmen im Hintergrund.

Redaktion: Warum ist diese Trennung für Kundinnen und Kunden relevant?

Blazek: Weil im Ernstfall nicht immer klar ist, wer wofür zuständig ist. Beim Abschluss wirkt es so, als würde man einen Vertrag mit dem Anbieter der App oder Plattform eingehen. Tatsächlich ist aber ein anderes Unternehmen Vertragspartner. Das wird problematisch, wenn zum Beispiel Leistungen nicht erbracht werden – dann beginnt die Suche nach dem richtigen Ansprechpartner.

Redaktion: Wie erkennt man, ob man ein White-Label-Produkt abgeschlossen hat?

Blazek: Am eindeutigsten in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB), dem Antrag oder dem Versicherungsschein. Dort muss der eigentliche Versicherer namentlich genannt sein. Auf Webseiten oder in Apps ist diese Information oft nur im Kleingedruckten oder in den FAQs zu finden – also nicht direkt ersichtlich.

Redaktion: Gibt es bestimmte Versicherungsarten, bei denen dieses Modell häufiger vorkommt?

Blazek: Ja, vor allem bei digitalen, schnell abschließbaren Produkten wie Tier-, Fahrrad- oder Hausratversicherungen. Auch bestimmte Ergänzungsversicherungen im Kfz- oder Krankenzusatzbereich nutzen dieses Modell. Bei Pflichtversicherungen wie der Kfz-Haftpflicht ist White-Labeling seltener.

Redaktion: Welche Risiken sollten Verbraucher im Blick behalten?

Blazek: Zum einen ist da die Intransparenz der Zuständigkeiten. Wer bearbeitet meine Schadensmeldung? Wer haftet wirklich? Zum anderen gibt es Datenschutzaspekte. Da mehrere Unternehmen involviert sind, müssen auch ihre Systeme miteinander kommunizieren – das birgt zusätzliche Risiken für die Sicherheit persönlicher Daten.

Redaktion: Was raten Sie Verbraucherinnen und Verbrauchern konkret?

Blazek: Erstens: Lesen Sie immer die Versicherungsunterlagen aufmerksam, besonders die AVB. Zweitens: Vergleichen Sie Leistungen und Preise – klassische Angebote sind oft nicht schlechter. Und drittens: Achten Sie auf den Umgang mit Ihren Daten und fragen Sie aktiv nach, wenn etwas unklar ist. Transparenz ist das A und O – gerade im digitalen Versicherungsmarkt.


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