Die indische Polizei hat die bekannte Reise-Influencerin Jyoti Malhotra unter dem Verdacht festgenommen, Spionage für Pakistan betrieben zu haben. Die Verhaftung erfolgte nur wenige Tage nach einem der schwersten militärischen Konflikte zwischen Indien und Pakistan seit Jahrzehnten.
Malhotra, die aus dem Bundesstaat Haryana stammt und auf YouTube fast 400.000 Abonnenten hat, soll laut Polizeiangaben Kontakt zu einem pakistanischen Geheimdienstmitarbeiter gehabt haben, der sie gezielt „angeworben“ habe. Während der viertägigen Kampfhandlungen Anfang Mai soll sie weiterhin mit dem mutmaßlichen Agenten kommuniziert haben.
„Sie war zunächst nur eine Reisebloggerin. Doch im Drang nach Aufmerksamkeit, Reichweite und Klicks tappte sie in eine gefährliche Falle“, erklärte Polizeisprecher Shashank Kumar Sawan gegenüber der Presse.
Die Ermittler werfen Malhotra vor, bei mehreren „gesponserten Reisen“ nach Pakistan gewesen zu sein. Dabei habe sie laut Polizei auch andere Social-Media-Influencer kontaktiert, die ebenfalls in Verbindung zu pakistanischen Stellen gestanden haben sollen.
Zwar hatte Malhotra laut Behörden keinen direkten Zugang zu militärischen Informationen, dennoch wird ihr zur Last gelegt, sensible Daten weitergegeben zu haben. Noch wurde sie nicht offiziell angeklagt. Die pakistanische Regierung hat sich bisher nicht zu dem Fall geäußert. CNN-Anfragen an Malhotra blieben bislang unbeantwortet.
Ihr Vater gab an, nichts von ihren Reisen gewusst zu haben: „Sie hat früher kleine Videos zu Hause gemacht. Ich wusste nicht, dass sie nach Pakistan gereist ist.“ Später erklärte er, sie habe alle nötigen Genehmigungen eingeholt.
Malhotras YouTube-Kanal zeigt Videos von Reisen nach Bali, Dubai und im März auch nach Pakistan. In diesen Clips besucht sie lokale Märkte, fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und besichtigt unter anderem den größten hinduistischen Tempel des Landes. Auf ihrem Kanal bezeichnet sie sich selbst als „nomadische Entdeckerin“.
Die Polizei untersucht derzeit Malhotras Finanzflüsse. „Ihre Reisen sind mit ihrem erklärten Einkommen nicht vereinbar“, so Sawan. Es gebe Zweifel daran, wie sie ihre Auslandsaufenthalte finanziert habe.
Der Fall Malhotra reiht sich ein in eine Reihe ähnlicher Festnahmen. Erst am Montag verhaftete die Polizei im Bundesstaat Punjab zwei Männer, die angeblich geheime militärische Informationen an Pakistan weitergegeben haben. Diese sollen unter anderem Truppenbewegungen und strategische Positionen in Punjab, Himachal Pradesh und Kaschmir übermittelt haben.
Die Ermittlungen laufen nun auch unter dem Official Secrets Act, der das Weitergeben von Informationen an feindliche Staaten mit bis zu lebenslanger Haft bestrafen kann.
Der Fall Malhotra entfacht neue Diskussionen über die Rolle sozialer Medien in geopolitisch sensiblen Regionen und wirft Fragen nach staatlicher Überwachung, Medienfreiheit und digitalem Einfluss auf. Die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Indien und Pakistan sind durch die jüngsten Ereignisse weiter belastet worden – und ein Ende der gegenseitigen Schuldzuweisungen ist nicht in Sicht.
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