Bei 25 Grad Sonne, Cafés mit Pan Dulce und Gesprächen über Liebe, Gesundheit und das beste Cookie der Stadt haben Schwarze Frauen aus den USA in Mexiko-Stadt einen neuen Alltag gefunden. Viele von ihnen eint ein Ziel: raus aus den USA, rein in ein selbstbestimmteres, ruhigeres Leben – jenseits von Rassismus und gesellschaftlichem Druck.
Dianne Ray-Herman, eine 67-jährige Witwe aus Arkansas, sagt es klar: „Es ist der neue amerikanische Traum, die USA zu verlassen.“ Nach dem Tod ihres Mannes suchte sie einen Neuanfang – in Mexiko fand sie ihn. Wie viele andere Frauen hier nennt sie sich nicht „Expat“, sondern Immigrantin – aus Respekt vor der Kultur und den Menschen, die sie willkommen heißen.
Ein neues Leben in einer alten Stadt
Mexiko-Stadt, berühmt für ihre Geschichte, Kultur und Kontraste, ist inzwischen zu einem Anziehungspunkt für viele US-Amerikanerinnen geworden – besonders für Schwarze Frauen. Gründe gibt es viele: geringere Lebenshaltungskosten, bessere Gesundheitsversorgung, politische Unsicherheit in den USA, aber auch das Gefühl, im eigenen Land nie wirklich angekommen zu sein.
„Hier bin ich einfach ein Mensch. Kein Verdacht liegt auf mir, weil ich Schwarz bin“, sagt Sara Wright, 69, eine frühere Paralegal aus Kalifornien. In den USA war sie ständig mit Vorurteilen konfrontiert – in Mexiko erlebt sie Freiheit und Respekt.
Sicherheit, Kultur, Zugehörigkeit
Auch Zakiya Harris aus Oakland zog es nach Mexiko-Stadt – zusammen mit ihrer Tochter. Nach dem Mord an George Floyd, den Lockdowns und wachsender Unsicherheit fühlte sie sich in Kalifornien nicht mehr sicher. In Mexiko hingegen schon: „Ich kam mit der Absicht, hier zu leben, nicht nur zu reisen.“
Viele dieser Frauen arbeiten weiterhin – digital, als Coaches, Kreative oder Lehrerinnen – aber in einer Umgebung, die ihnen erlaubt, durchzuatmen. Ihre Gemeinschaft wächst. Sie organisieren Treffen, helfen sich gegenseitig bei Anträgen auf Aufenthaltsgenehmigungen und sprechen offen über Privilegien und Verantwortung.
Nicht Teil der Gentrifizierung – aber betroffen
Gleichzeitig ist den Frauen bewusst, dass sie in einem Land leben, das mit den Folgen der Gentrifizierung kämpft. Mieten in beliebten Vierteln wie Condesa oder Roma steigen rapide. Doch die meisten von ihnen wohnen nicht in Luxusapartments, sondern in einfacheren Vierteln – oft mit anderen Latinas oder Schwarzen Mitbewohnerinnen.
„Ich weiß, dass ich ein Geschenk erhalten habe: Global Citizen zu sein“, sagt Lisa Vice aus New Jersey. Sie kauft nur lokal, lernt Spanisch und engagiert sich in der Community.
Mexiko-Stadt als Befreiungsschlag
Adalia Aborisade, 50, unterrichtete 20 Jahre lang in Texas, bevor sie nach Mexiko ging. Heute leitet sie Workshops für andere Schwarze Frauen, die auswandern wollen. „Die USA waren nicht immer freundlich zu uns“, sagt sie. „Erst im Ausland habe ich verstanden, was Privileg ist – weil ich es dort zum ersten Mal gespürt habe.“
Sie beschreibt Mexiko-Stadt als „magisch“ – einen Ort, der ihr erlaubt, einfach zu leben, ohne ständig gegen etwas ankämpfen zu müssen. Für viele der Frauen, die hierher gekommen sind, ist das ein neues Kapitel – eines, in dem sie nicht überleben, sondern wirklich leben können.
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