Der außergewöhnlich starke Hurrikan Melissa hat am Dienstag mit verheerender Wucht die Küste Jamaikas getroffen und schwere Zerstörungen auf der Insel hinterlassen. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h (185 mph) erreichte der Sturm die Kategorie 5 – die höchste auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala – und gehört damit zu den stärksten jemals im Atlantik registrierten Tropenstürmen.
Melissa traf nahe der Stadt New Hope, rund 65 Kilometer südlich von Montego Bay, auf Land und sorgte für katastrophale Schäden: Dächer wurden abgedeckt, Stromleitungen zerstört und ganze Regionen von der Außenwelt abgeschnitten. Mindestens sieben Todesopfer wurden bislang gemeldet – darunter drei Menschen, die bei Vorbereitungen auf den Sturm ums Leben kamen.
Rekordwerte und historische Bedeutung
Melissa ist der erste Kategorie-5-Hurrikan, der Jamaika direkt getroffen hat – und stellt damit selbst den legendären Hurrikan Gilbert von 1988 (mit 210 km/h) in den Schatten. Meteorologen bezeichnen Melissa als ein „beispielloses Ereignis für die Karibik“. In höheren Lagen Jamaikas wurden Windgeschwindigkeiten von über 370 km/h geschätzt – Werte, die laut Experten „nahe an das physikalisch Mögliche auf diesem Planeten“ heranreichen.
Der Luftdruck im Zentrum des Sturms fiel auf 892 Millibar – der drittniedrigste je gemessene Wert im Atlantik nach Wilma (2005) und Gilbert (1988). Der Sturm zog am Dienstagabend mit reduzierter, aber weiterhin zerstörerischer Kraft (Kategorie 4) in Richtung Nordosten weiter.
Stromausfälle, Überschwemmungen, Todesopfer
Laut dem Energieversorger JPS fiel bei mehr als einem Drittel der jamaikanischen Haushalte der Strom aus. In den besonders betroffenen Regionen waren bis zu 75 % der Haushalte betroffen. Starke Regenfälle führten zu Überflutungen und Erdrutschen, insbesondere im bergigen Inselinneren. Schon vor dem Eintreffen des Zentrums hatten heftige Regenfälle begonnen – und erste Todesopfer gefordert.
Einige der Todesfälle ereigneten sich, als Menschen versuchten, sich auf den Sturm vorzubereiten – etwa durch das Fällen von Bäumen. Ein Gesundheitsmitarbeiter starb nach einem Stromschlag, andere Personen stürzten von Dächern.
Nächste Ziele: Kuba und die Bahamas
Nach dem Durchzug über Jamaika wird Melissa voraussichtlich Kuba treffen – in der Nähe von Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt des Landes. Dort wird der Sturm mit Windgeschwindigkeiten von etwa 225 km/h (Kategorie 4) erwartet. Danach dürfte Melissa in den nächsten Tagen abgeschwächt auf die Bahamas treffen, möglicherweise als Kategorie-2-Hurrikan, bevor er weiter in den Nordatlantik zieht.
Schwere wirtschaftliche und humanitäre Folgen erwartet
Experten sprechen bereits von einem „generationenprägenden Ereignis“ für Jamaika – sowohl in humanitärer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Offizielle Schätzungen zu den Schäden liegen noch nicht vor, doch die Auswirkungen auf Infrastruktur, Energieversorgung und Lebensgrundlagen könnten ähnlich verheerend sein wie bei früheren historischen Stürmen.
Wetterexperten warnen: Melissa ist noch nicht vorbei
Trotz leichter Abschwächung bleibt der Sturm gefährlich. Besonders auf Kuba und den Bahamas sind Überschwemmungen, Sturmfluten von bis zu vier Metern Höhe und weitere Todesfälle zu befürchten. Die US-Ostküste bleibt derweil durch ein günstiges Wettersystem weitgehend verschont.
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