Hurrikan Melissa hat nach seinem verheerenden Zug über Jamaika nun auch in Kuba schwere Schäden verursacht. Der Sturm, der am Dienstag als Kategorie-5-Hurrikan mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 295 km/h auf Jamaika traf, erreichte am Mittwochmorgen Kubas Ostküste als Kategorie-3-Hurrikan. Inzwischen hat er sich abgeschwächt, bewegt sich aber als gefährlicher Kategorie-2-Sturm in Richtung der Bahamas.
Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel sprach von einer „hochkomplexen Nacht mit erheblichen Schäden“. Über 140.000 Menschen in 241 Gemeinden seien derzeit abgeschnitten, Straßen unpassierbar, Flüsse über die Ufer getreten. Besonders betroffen ist die Region rund um Santiago de Cuba. Mehr als 735.000 Menschen wurden im Vorfeld vorsorglich evakuiert.
In Jamaika laufen derweil die Aufräumarbeiten. Die Regierung hat inzwischen eine „All-Clear“-Meldung herausgegeben, wodurch Versorgungsdienste mit der Wiederherstellung beginnen können. Dennoch sind laut offiziellen Angaben noch rund 77 % des Landes ohne Strom. Besonders stark betroffen ist die ländliche Westhälfte der Insel. Bilder zeigen zerstörte Dächer, überflutete Straßen und umgestürzte Stromleitungen.
Insgesamt sind durch Melissa bislang mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen – drei in Jamaika, drei in Haiti und eine Person in der Dominikanischen Republik. Die USA und das Vereinigte Königreich haben Soforthilfe zugesagt. Washington hat Rettungsteams aktiviert, während London Notfallhilfsgüter im Wert von 2,5 Millionen Pfund bereitstellt.
Meteorologen warnen, dass Melissa trotz abgeschwächter Windgeschwindigkeiten weiterhin gefährlich ist. Die Bahamas, insbesondere Long Island und Crooked Island, befinden sich aktuell auf dem direkten Pfad des Sturms. Eine Sturmflut von bis zu 2,5 Metern sowie bis zu 25 Zentimeter Regen werden erwartet.
Ein zusätzlicher Risikofaktor in Jamaika: extreme Hitze. Mit Temperaturen über 32 °C und hoher Luftfeuchtigkeit drohen hitzebedingte Erkrankungen, insbesondere für Menschen ohne Strom oder bei schwerer körperlicher Arbeit während der Aufräumarbeiten.
Experten führen Melissas zerstörerische Intensität unter anderem auf den Klimawandel zurück. Besonders warme Meeresoberflächen im Karibischen Raum hätten den Sturm „supergeladen“ und zu zwei schnellen Intensivierungsphasen geführt – typische Anzeichen für vom Klimawandel beeinflusste Stürme.
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