Startseite Allgemeines Holland hat gewählt – und plötzlich ist Jetten der Chef im Ring (vielleicht. Irgendwann. Wahrscheinlich.)
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Holland hat gewählt – und plötzlich ist Jetten der Chef im Ring (vielleicht. Irgendwann. Wahrscheinlich.)

jorono (CC0), Pixabay
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Was ist passiert?
Die niederländischen Wählerinnen und Wähler haben gesprochen – und wie immer versteht niemand so genau, was sie da eigentlich gesagt haben. Fakt ist: Die liberale Partei D66 hat überraschend die Nase vorn. Damit hat Spitzenkandidat Rob Jetten, 38 Jahre jung, Zahnpastalächeln inklusive, plötzlich beste Chancen, Premierminister zu werden. Gratulation! Jetzt muss er nur noch 149 andere Parteien überzeugen, mit ihm zu regieren. Leichtes Spiel.

Wahlwunder mit Wartezeit
Die Partei D66 hat sich bei dieser Wahl mehr als verdreifacht – ein politisches Kunststück, das normalerweise nur mit Zauberstab oder Spenden aus Monaco gelingt. Wilders’ rechtspopulistische PVV wurde dafür dezent zurechtgestutzt – offenbar waren die Niederländer von seinem Anti-alles-Kurs auf Dauer doch etwas gelangweilt.

Mit 27 von 150 Sitzen ist D66 nun stolze „stärkste Kraft“, was im niederländischen Proportionalwunderland ungefähr so viel Durchschlagskraft hat wie der Klassensprecher eines Lesezirkels.

Regierungsbildung: Jetzt beginnt das große Kaffeetrinken

Natürlich darf die größte Partei zuerst versuchen, eine Regierung zu basteln. Jetten ist also dran – theoretisch. Praktisch bedeutet das in den Niederlanden: wochenlange Koalitionsverhandlungen, zahllose Kaffeesitzungen mit sehr viel Polder-Taktik und diplomatischer Gymnastik.

Rob Jetten sucht derzeit drei bis vier Parteien, die bereit sind, mit ihm zu spielen – ohne dabei gleich die ganze Spielregel umzuschreiben. Zur Auswahl stehen:

  • die Christdemokraten (ein bisschen konservativ, aber nicht zu sehr),

  • die rechtsliberale VVD (ehemals Mark Ruttes Dauerprojekt),

  • und möglicherweise das rot-grüne Bündnis GroenLinks-PvdA (die inzwischen so deprimiert sind, dass sie vielleicht sogar Ja sagen, wenn man nur nett fragt).

Wilders: Vom Wutbürger zum Wackelkandidaten

Geert Wilders, das blonde Enfant Terrible des niederländischen Rechtspopulismus, musste Federn lassen. Ganze elf Sitze hat seine PVV eingebüßt – vielleicht, weil selbst seine Stammwähler irgendwann merken, dass man keine funktionierende Einwanderungspolitik mit einem Twitter-Account regieren kann.

Zur Erinnerung: Wilders hatte nach seinem Wahlsieg 2023 freiwillig nicht den Premierposten übernommen – eine Entscheidung, die ihm nun offenbar niemand mehr so richtig abnimmt.

Randnotiz am rechten Rand
Aber keine Sorge, der rechte Rand lebt! Während Wilders verliert, legen andere Besserwisser-Parteien wie das Forum für Demokratie und JA21 ordentlich zu. Fazit: Der Zorn bleibt, er verteilt sich jetzt nur demokratischer.

Links versagt – Timmermans geht

Frans Timmermans, Ex-EU-Kommissar und Lieblingslinker aller Brüsseler Kantinen, hat die Wahlnacht genutzt, um seinen sofortigen Rücktritt zu verkünden. Offenbar hat es ihn überrascht, dass die niederländischen Wähler nicht sofort in Euphorie verfallen, wenn jemand verspricht, die Welt zu retten und dabei sehr, sehr ernst guckt.

Und jetzt?

Jetzt wird verhandelt, sondiert, gestritten und – ganz wichtig – unterhändelt. Vielleicht gibt es bis Weihnachten eine Regierung, vielleicht bis Ostern. Vielleicht auch gar nicht. Und wenn alles schiefläuft, bleibt einfach der aktuelle Premierminister Dick Schoof im Amt – nomen est omen, schließlich klingt sein Name schon wie ein letzter Notruf.


Fazit:
Die D66 hat gewonnen, Wilders hat verloren, alle anderen haben irgendwie auch gewonnen – oder zumindest nicht verloren. Willkommen in den Niederlanden, dem einzigen Land, in dem man mit 27 Sitzen Chef wird und trotzdem erstmal den Kaffee kochen muss.

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