Die Weltartenkonferenz im usbekischen Samarkand ist mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen: Erstmals in der Geschichte des internationalen Artenschutzes haben die Vertragsstaaten ein umfassendes Handelsverbot für bedrohte Haiarten beschlossen. Damit reagiert die Staatengemeinschaft auf einen dramatischen Rückgang vieler Populationen – und setzt ein lange überfälliges Signal gegen Überfischung und illegalen Handel.
Fast zwei Wochen lang hatten Delegierte aus 185 Ländern auf der 20. Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) über strengere Schutzmaßnahmen für mehr als 230 Tier- und Pflanzenarten beraten. Noch nie standen so viele Meerestiere im Fokus wie in diesem Jahr, darunter über 70 Arten von Haien und Rochen.
„Ein Durchbruch, der vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre“
Für Meeresbiologin Simone Niedermüller vom WWF, die die Verhandlungen vor Ort begleitet hat, markiert das Verbot einen historischen Meilenstein:
„Das erste weltweite Handelsverbot für eine kommerziell befischte Art wie den Weißspitzenhochseehai – das ist ein Durchbruch. Vor ein paar Jahren wäre das politisch nicht durchsetzbar gewesen.“
Betroffen sind unter anderem:
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Weißspitzenhochseehai
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Walhai
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Manta-, Geigen- und Teufelsrochen
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sowie strengere Regeln für Hundshaie
Die Beschlüsse wurden in der Regel einstimmig oder mit über 80 Prozent Zustimmung gefasst – ein bemerkenswertes Ergebnis, da der internationale Handel mit Haiflossen, -fleisch und sogar Organen seit Jahren milliardenschwere Märkte antreibt.
Warum der Schritt so überfällig ist
Haie gehören zu den am stärksten bedrohten Meeresbewohnern weltweit. Viele Arten stehen kurz vor dem Kollaps, weil sie:
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als Beifang in industriellen Netzen enden,
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für Haiflossen-Suppe, Nahrung oder angebliche Gesundheitsprodukte gezielt gefangen werden,
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aufgrund langsamer Fortpflanzung extrem empfindlich auf Überfischung reagieren.
Schätzungen zufolge werden jährlich 70 bis 100 Millionen Haie getötet – viele davon illegal. Das neue Handelsverbot soll diesen Trend endlich bremsen.
Einschränkungen auch beim Handel mit Wasserfröschen
Neben Meerestieren stand auch der Handel mit Wasserfröschen auf der Agenda. Die Konferenz beschloss strengere Export- und Importauflagen, um den kommerziellen Fang zu begrenzen.
Diese Entscheidung könnte spürbare Folgen für den europäischen Markt für Froschschenkel haben – ein Produkt, das in der EU als Delikatesse gilt, in Herkunftsländern wie Indonesien oder Vietnam aber zu massiven Bestandsrückgängen geführt hat.
Letzte Entscheidungen stehen noch aus
Am abschließenden Konferenztag wollen die Delegierten noch über weiteren Pflanzenschutz beraten. Doch schon jetzt gilt die Konferenz als eine der ergebnisreichsten der vergangenen Jahre.
Die nun beschlossenen Maßnahmen gelten vielen Expertinnen und Experten als Zeichen dafür, dass die internationale Staatengemeinschaft den Ernst der Lage im Artenschutz endlich erkennt – und handlungsfähiger ist, als oft behauptet wird.
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