📊 Gesamteindruck: Stabil strukturiert, aber (noch) keine Ertragsstärke
Fondsbewertung (aus Anlegersicht): ⚖️ ambivalent mit Tendenz zu vorsichtig kritisch
- Positiv: Eigenkapitalquote sehr hoch, breite Objektstreuung in Sachsen, guter Prüfungsvermerk
- Negativ: Verlust seit Fondsstart, keine Auszahlungen aus Gewinnen, hohe Kosten, Leerstandsrisiken
✅ Stärken / Chancen
1. Solide Eigenkapitalbasis
- Eigenkapitalquote von 91,9 % ist außergewöhnlich hoch.
- Keine Bankfinanzierung auf Fondsebene → geringes Leverage-Risiko.
2. Klares Anlageprofil
- Fokus auf mitteldeutsche Bestandsimmobilien mit Potenzial zur Wertsteigerung.
- Investitionen laufen über 100%ige Tochtergesellschaften, was Strukturtransparenz schafft.
3. Objektwachstum
- Von 334 auf 471 Einheiten gewachsen → Wachstum bei Wohnungen und Gewerbeeinheiten.
- Investitionspipeline vorhanden (14 Objekte in 2023 gekauft, aber noch nicht im Besitz).
4. Ordnungsgemäß testierter Abschluss
- Wirtschaftsprüfer bestätigen korrekte Rechnungslegung und Risikoberichterstattung.
- Keine Einwendungen zur Mittelverwendung und Bilanzlogik.
⚠️ Risiken / Schwächen
1. Negative Fondsperformance
- Jahresergebnis 2023: -2,23 Mio. € Verlust (Vorjahr: -4,3 Mio. €).
- Nettoinventarwert pro Anteil sank auf 776,24 €, trotz ursprünglich 1.000 € Einlage.
- Seit Fondsstart kein einziges positives Jahresergebnis.
2. Ertragslage strukturell schwach
- Erträge 2023: nur 144.000 €, fast nur aus Darlehenszinsen.
- Immobilienerträge (Mieteinnahmen, Verkäufe) spielen bisher kaum Rolle.
- Nicht realisierte Verluste (Neubewertung) von -1,2 Mio. €.
3. Hohe Kosten und Gebührenstruktur
- Verwaltungsgebühren der KVG: 696.344 €, dazu Initialkosten, Transaktionsgebühren etc.
- Transaktionsgebühren von bis zu 13,69 % beim Einzelverkauf (!) sind sehr hoch.
- Erfolgsabhängige Vergütung bis zu 50 % Überschuss über Hürde möglich.
4. Liquidität angespannt
- Nur noch 201.000 € liquide Mittel (Vorjahr: 964.000 €).
- Entnahmen an Anleger wurden auf 1 % p.a. reduziert, Tendenz evtl. weiter abnehmend.
- Einnahmen aus Immobilienverkäufen verzögert oder ungewiss.
5. Leerstände & Mietausfälle
- Leerstandsquote in einzelnen Objekten teils >20 %, z. B. Chemnitz, Leipzig, Dresden.
- Mietausfallquote gesamt: 6,27 % → Liquiditätsrisiko.
- Marktrisiken bei Verkauf von Objekten bestehen.
🧮 Finanzkennzahlen in Kürze (31.12.2023)
| Kennzahl | Wert |
|---|---|
| Nettoinventarwert | 36,0 Mio. € |
| NIW pro Anteil | 776,24 € |
| Gesamtverlust 2023 | -2,23 Mio. € |
| Leerstandsquote (Objektabhängig) | 0–21 % |
| Investiertes Kapital in Beteiligungen | 36,9 Mio. € |
| Bankverbindlichkeiten | 0 € |
| Liquidität | 201.000 € |
📉 Ausblick (Anlegersicht)
- Entwicklung hängt stark von Verkaufserlösen ab. Ohne aktive Verkaufsgewinne bleibt Ertrag gering.
- Der Fonds hat ein hohes Gebührenniveau bei geringem realem Einkommen – das schmälert langfristig die Rendite.
- Die Verluste der Anfangsjahre sind noch nicht aufgeholt, die Substanz (NIW) ist gesunken.
- Angesichts der Marktlage (Zinsen, Baukosten, Nachfrageeinbruch) dürfte es mittelfristig schwer bleiben, Wertsteigerungen zu realisieren.
🟠 Fazit:
Für Anleger in WIDe Fonds 9 gilt:
Der Fonds ist substanziell solide finanziert und gut strukturiert, aber wirtschaftlich noch nicht erfolgreich. Wer investiert, sollte mit langem Zeithorizont, begrenzten Ausschüttungen und Marktrisiken rechnen.
Nur geeignet für Anleger mit:
- hoher Risikoakzeptanz,
- Verständnis für geschlossene Immobilienfonds,
- Bereitschaft, länger auf Erträge zu warten.
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Die Gebührenstruktur des WIDe Fonds 9 ist aus Anlegersicht ein zentraler Risikofaktor – sie ist komplex, hoch und in Teilen erfolgsunabhängig, was die Kapitalrendite erheblich belasten kann. Hier eine faire und differenzierte Analyse:
📌 1. Laufende Verwaltungsvergütung (KVG)
-
Bis zu 1,95 % p.a. des durchschnittlichen Nettoinventarwerts (NIW)
-
Minimum bis 2022: 250.000 € p.a., im Jahr 2023 gezahlt: 696.344 €
🔎 Kritikpunkt: Die Vergütung ist auch dann fällig, wenn keine Gewinne oder nur Verluste entstehen → erfolgsunabhängige Kostenbelastung für Anleger.
📌 2. Erfolgsabhängige Vergütung der KVG
-
Bis zu 50 % des „Übergewinns“, wenn Anteilwert über Einlage + 6,5 % p.a. Zinsen liegt (Hurdle Rate)
-
Begrenzung: max. 50 % des durchschnittlichen NIW pro Periode
🔎 Kritikpunkt: Extrem hoher „Carried Interest“ → 50 % Erfolgsbeteiligung ist branchenüblich im Private Equity, aber sehr hoch für geschlossene Publikumsfonds.
📌 3. Transaktionsgebühren
Beim Erwerb:
-
10,43 % des Kaufpreises
-
inkl. Vermittlung, Finanzierung, Makler etc.
-
Im Jahr 2023: 547.733,20 € gezahlt
-
Beim Verkauf:
-
6,55 % des Verkaufspreises
-
Bei Einzelverkauf von Wohneinheiten (Aufteilergeschäft):
-
bis zu 13,69 % (!) → enthält Marketing-, Vertriebskosten, etc.
-
🔎 Kritikpunkt: Solch hohe Kauf-/Verkaufsgebühren können die Wertentwicklung stark erodieren. Bei häufiger Umschichtung wird ein erheblicher Anteil der Wertschöpfung abgeschöpft.
📌 4. Initialkosten während Platzierungsphase
-
8,37 % der Kommanditeinlagen
-
z. B. Eigenkapitalvermittlungsprovisionen, Konzeption, Organisation, Marketing
-
🔎 Kritikpunkt: Diese Kosten sind einmalig, aber hoch, sie verringern das Anfangskapital, das tatsächlich für Immobilien eingesetzt wird.
📌 5. Weitere Vergütungen / Auslagerungskosten
-
Verwahrstelle: 64.277,91 €
-
Treuhänderin, Prüfung, Jahresabschluss, Steuerberatung etc.: zusätzlich rund 150.000 €
-
Gesamte Aufwendungen 2023 (ohne Neubewertung): >1,16 Mio. €
💡 Zusammenfassung aus Anlegersicht
| Gebührenart | Betrag / Quote | Bewertung |
|---|---|---|
| Verwaltung KVG | bis 1,95 % p.a. NIW | ⚠️ marktüblich, aber erfolgsunabhängig |
| Erfolgshonorar | bis 50 % „Übergewinn“ | 🚨 extrem hoch, potenziell unfair |
| Ankaufgebühren | 10,43 % vom Kaufpreis | ⚠️ sehr hoch |
| Verkauf (Einzelobjekte) | bis 13,69 % | 🚨 über dem Branchendurchschnitt |
| Initialkosten | 8,37 % des Kommanditkapitals | ⚠️ deutlich kapitalzehrend |
| Gesamtkostenquote (ex Initialkosten) | 2,6 % des NIW | ❗hoch, nahe der Schmerzgrenze |
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