Ein mächtiger Herbststurm, bekannt als Nor’easter, hat am Wochenende die US-Ostküste mit orkanartigen Böen, Starkregen und schweren Überschwemmungen heimgesucht. Besonders betroffen sind die Küstenregionen von South Carolina bis New Jersey, wo zahlreiche Straßen überflutet, Häuser beschädigt und Rettungsaktionen ausgelöst wurden.
Der Sturm zieht nur langsam nach Norden und sorgt bis Montagabend für anhaltende Gefahren durch Sturmfluten, über die Ufer tretende Flüsse und massive Verkehrsbehinderungen.
Zehn Zentimeter Regen in 24 Stunden – Menschen aus Autos gerettet
Im besonders stark betroffenen Georgetown County (South Carolina) mussten am Sonntagmorgen mehrere Autofahrer aus ihren Fahrzeugen gerettet werden, nachdem dort innerhalb eines Tages fast 25 Zentimeter Regen gefallen waren. Laut Behördenangaben wurde dabei niemand verletzt.
In North Carolina, Virginia, Maryland, Delaware und New Jersey wurden Windböen von über 80 Kilometern pro Stunde gemessen. An der Küste von North Carolina’s Cape Lookout erreichte eine Böe sogar 98 km/h, während in Sea Isle City (New Jersey) 95 km/h gemessen wurden.
Die National Weather Service warnte vor weiteren Sturmböen bis Montagabend, die in ihrer Stärke einem Tropensturm gleichkommen könnten.
Küstenschutz in Alarmbereitschaft – Wasserstände wie seit „Sandy“ nicht mehr
Der Nor’easter hat entlang der mittleren und nördlichen Atlantikküste lebensgefährliche Sturmfluten ausgelöst. In Teilen Virginias wurde am Sonntagnachmittag die höchste Flutwarnstufe („Major Flood Stage“) erreicht. Dutzende Orte in der Region meldeten mittlere bis schwere Überschwemmungen.
In Atlantic City (New Jersey) mussten am Sonntag Hauptverkehrsstraßen (Route 40 und Route 30) in beide Richtungen gesperrt werden. Für Montag prognostizieren Meteorologen einen Pegelstand von über 2,5 Metern – den höchsten seit Supersturm Sandy im Jahr 2012.
Auch in Cape May (New Jersey) könnten die Wasserstände über acht Fuß (rund 2,4 Meter) steigen – der dritthöchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen.
Zustand der Notfallwarnung und Chaos im Flugverkehr
Angesichts der gefährlichen Lage rief New Jerseys amtierende Gouverneurin Tahesha Way am Samstagabend vorsorglich den Notstand aus.
Sie forderte die Bevölkerung auf, „Straßen nur in dringenden Fällen zu benutzen“ und sich auf Stromausfälle und Überschwemmungen vorzubereiten.
Auch die Gouverneure von New York (Kathy Hochul) und Maryland (Wes Moore) riefen zur Vorsicht auf, verzichteten jedoch vorerst auf Notstandserklärungen.
„Ich appelliere an alle Bürgerinnen und Bürger, ihre Nachbarn im Blick zu behalten und sich auf starke Winde, Regen und mögliche Überflutungen einzustellen“, sagte Moore.
An den Flughäfen Boston, Washington, New York, Philadelphia und Newark kam es laut der US-Flugaufsicht FAA am Sonntag zu hunderten Flugverspätungen und zahlreichen Ausfällen.
Küsten erodieren – Häuser stürzen ins Meer
Die starken Wellen und der anhaltende Wind haben entlang der Küste erhebliche Strandabbrüche und Dünenverluste verursacht.
Im Bereich der Outer Banks (North Carolina) wurden Teile der Highway 12 gesperrt. Mehrere Häuser, die seit früheren Stürmen unbewohnt waren, sind inzwischen ins Meer gestürzt – neun allein seit Ende September.
Auch der Charleston Harbor in South Carolina trat am Samstag über die Ufer und setzte mehrere Straßen unter Wasser.
Ein Sturm mit langer Geschichte – und Klimawandel im Hintergrund
Meteorologen warnen, dass Klimaveränderungen die Intensität solcher Nor’easter-Stürme deutlich verstärken könnten. Studien zeigen, dass die Windgeschwindigkeiten und Niederschlagsmengen in den vergangenen Jahren zugenommen haben.
Der aktuelle Sturm soll bis Dienstag entlang der Ostküste weiter nach Norden ziehen und erst dann abschwächen. Bis dahin werden anhaltende Windgeschwindigkeiten von 65 bis 90 km/h, örtlich bis zu 120 km/h, erwartet.
Die Behörden rechnen mit weiteren Stromausfällen, umgestürzten Bäumen und verzögertem Flugverkehr in den Metropolregionen Washington, New York und Boston.
„Wir bereiten uns immer auf das Schlimmste vor – und hoffen auf das Beste“, sagte Atlantic Citys Bürgermeister Marty Small Sr. gegenüber CNN.
Ausblick: Entspannung frühestens ab Dienstag
Nach Angaben des US-Wetterdienstes (NOAA) wird der Sturm voraussichtlich am Dienstag nach Osten auf den Atlantik abziehen. Dahinter setzt sich ein Hochdruckgebiet durch, das für trockenes, windarmes Wetter sorgen soll.
Bis dahin gilt für Millionen Menschen entlang der Küste: Vorsicht vor Sturmfluten, Überflutungen und umstürzenden Bäumen.
Fazit:
Der Nor’easter 2025 zeigt einmal mehr, wie verwundbar die US-Ostküste gegenüber den Folgen des Klimawandels und zunehmender Extremwetterlagen ist.
Während die Fluten ganze Küstenorte lahmlegen, erinnern die Bilder aus Atlantic City und den Outer Banks viele Amerikaner an einen dunklen Namen: Sandy.
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