Im Prozess rund um ein fehlgeschlagenes Hanf-Investmentprojekt hat das Landesgericht Klagenfurt am Mittwoch beide Angeklagten schuldig gesprochen und zu Haftstrafen verurteilt. Ein 34-jähriger Mann aus Kärnten erhielt 40 Monate unbedingte Haft, seine 24-jährige Ex-Partnerin wurde zu 30 Monaten verurteilt, davon zehn Monate unbedingt.
Die beiden hatten laut Anklage rund 5.600 Anleger mit einem vermeintlich lukrativen Investment in CBD-Hanfpflanzen um insgesamt 13 Millionen Euro gebracht. Das als innovativ angepriesene Geschäftsmodell versprach Renditen von bis zu 50 Prozent pro Jahr – in der Realität erwies es sich jedoch als wirtschaftlich untauglich und endete im juristischen Desaster.
Richter: Schaden in „immensem Ausmaß“
Der vorsitzende Richter Dietmar Wassertheurer betonte in der Urteilsbegründung, dass die beiden Angeklagten durch ihre geständigen Aussagen und Mitwirkung an der Wahrheitsfindung strafmildernde Umstände geschaffen hätten. Dennoch sei der verursachte Schaden „immens“ – ein Betrag, „den man in einem Leben mit ehrlicher Arbeit kaum erwirtschaften kann“.
Mit dem Urteil wolle man zudem ein deutliches Signal setzen: Das Geschäftsmodell hätte deutlich früher gestoppt werden müssen. Die Urteile sind vorerst nicht rechtskräftig – die Angeklagten akzeptierten die Strafen, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.
Große Pläne, kleine Ernte, großer Betrug
Ab 2021 war geplant, mit Hilfe von Investorengeldern legale CBD-Hanfpflanzen anzubauen und deren Ernte etwa an Pharmahersteller zu verkaufen. Versprochen wurden hohe Ausschüttungen – sofern die Ernte erfolgreich war. Doch wie Birgit Sporn von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft erklärte, blieb der wirtschaftliche Erfolg aus: Die Pflanzen im Freiland gediehen nicht, die Ernte verschimmelte, die Gewächshäuser waren zu klein – und es kam zu keinerlei verwertbaren Ertrag.
Trotzdem wurden den Anlegern über ein eigens eingerichtetes Online-Portal regelmäßig fiktive Erträge angezeigt. In scheinbarer Transparenz konnten sie dort alle 120 Tage „ihre“ Ernte einsehen – samt scheinbarer Auszahlungen, die jedoch aus den Einzahlungen neuer Kunden finanziert wurden.
„Das System beruhte auf dem Prinzip: Loch auf, Loch zu“, so die Staatsanwältin. Als die Zahl der Neukunden zurückging, brach das Kartenhaus zusammen.
Angeklagte: „Nicht als Betrug geplant“
Der Hauptangeklagte räumte vor Gericht ein, dass sich das Geschäftsmodell in der Praxis als nicht tragfähig erwiesen habe – einen geplanten Betrug stritt er jedoch ab. Man habe sich das Konzept „durchgerechnet“, sei aber „blauäugig“ gewesen. Die nötige Fachkenntnis habe gefehlt. Warum er das Projekt nicht früher gestoppt habe? „Ich wollte das Unternehmen um jeden Preis retten“, so seine Erklärung.
Die mitangeklagte Ex-Partnerin bekannte sich ebenfalls schuldig, betonte jedoch ihre untergeordnete Rolle im Unternehmen. Sie habe sich stark auf den Mitangeklagten verlassen. Zwar sei ihr aufgefallen, dass Kundengelder zur Auszahlung verwendet wurden, doch habe sie auf dessen Einschätzung vertraut. Rückblickend bezeichnete sie ihr Verhalten als „blöd“ und einsichtig.
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