Die Wahlbehörde von Guyana hat den bisherigen Präsidenten Irfaan Ali offiziell als Sieger der jüngsten Wahlen bestätigt. Damit tritt der 44-Jährige, der seit 2020 im Amt ist, eine weitere Amtszeit an.
Wahlergebnis
Bei der Parlamentswahl am Montag erreichte Alis Regierungspartei PPP (People’s Progressive Party) rund 55 Prozent der Stimmen und ging damit klar als stärkste Kraft hervor. In Guyana gilt die Regel, dass die stärkste Partei automatisch den Präsidenten stellt.
Hinter der PPP landete überraschend die erst vor drei Monaten gegründete Partei des Geschäftsmanns Azruddin Mohamed, die auf 24,8 Prozent kam. Mohamed, der in der Öffentlichkeit auch als „guyanischer Trump“ bezeichnet wird, konnte mit einem populistischen Wahlkampf in kurzer Zeit erhebliche Unterstützung mobilisieren.
Die Oppositionspartei von Aubrey Norton erreichte 17,7 Prozent der Stimmen und belegte damit Platz drei. Ali hatte sich bereits Mitte der Woche zum Sieger erklärt, nun folgte die offizielle Bestätigung durch die Wahlkommission.
Herausforderungen: Ölboom und Armut
Guyana steht vor enormen Chancen, aber auch großen Risiken:
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In den vergangenen Jahren wurden vor der Küste riesige Ölvorkommen entdeckt. Sie haben dazu geführt, dass sich der Staatshaushalt in nur fünf Jahren vervierfacht hat.
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2024 verzeichnete Guyana mit 43 Prozent Wirtschaftswachstum das höchste Plus in ganz Lateinamerika – und zählt damit zu den weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften.
Gleichzeitig bleibt die soziale Lage angespannt. Laut einem Bericht der Interamerikanischen Entwicklungsbank lebt weiterhin mehr als die Hälfte der Bevölkerung (58 Prozent) in Armut. Kritiker werfen der Regierung vor, dass die Gewinne aus dem Ölgeschäft bisher nur unzureichend bei der Bevölkerung ankommen.
Konflikt mit Venezuela um Essequibo
Eine weitere zentrale Herausforderung für Alis neue Amtszeit ist der Grenzstreit mit Venezuela.
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Das umstrittene Gebiet Essequibo macht rund zwei Drittel der Landfläche Guyanas aus und ist reich an Öl- und Bodenschätzen.
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Venezuela erhebt seit Jahrzehnten Anspruch auf die Region. Der Konflikt hat sich zuletzt verschärft, nachdem Caracas erneut Gebietsansprüche bekräftigte.
Ausblick
Mit der Bestätigung im Amt hat Irfaan Ali den klaren Rückhalt seiner Partei und der Wählerschaft. Ob er es schafft, den Ölreichtum in eine breite soziale Entwicklung zu übersetzen und gleichzeitig die territorialen Spannungen mit Venezuela einzudämmen, dürfte entscheidend für die Stabilität und Zukunft Guyanas sein.
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