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„Günstigere Kredite, mickrige Zinsen – was die EZB-Entscheidung für Verbraucher bedeutet“

Maklay62 (CC0), Pixabay
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Ein Interview mit Verbraucheranwalt Maurice Högel

Die Europäische Zentralbank hat erneut die Leitzinsen gesenkt – die sechste Senkung in weniger als einem Jahr. Was bedeutet das für den Alltag der Verbraucher? Verlieren Sparer jetzt noch mehr Geld? Und warum profitieren Häuslebauer trotz der Zinssenkung nicht unbedingt? Verbraucheranwalt Maurice Högel ordnet die Folgen ein.


Frage: Herr Högel, die EZB hat den Leitzins erneut gesenkt. Was bedeutet das für den Otto-Normal-Verbraucher?

Högel: Ganz einfach gesagt: Kredite könnten günstiger werden, Sparguthaben aber weniger Zinsen abwerfen. Wer also Schulden machen will, kann sich freuen – wer Geld zur Seite legen möchte, eher nicht.

Frage: Bedeutet das konkret, dass mein Dispokredit nun günstiger wird?

Högel: Das wäre schön, aber leider nicht sofort. Die Banken passen Dispozinsen oft nur sehr zögerlich an. Während sie beim Tagesgeld meist fix dabei sind, die Zinsen nach unten zu korrigieren, lassen sie sich bei Krediten oft viel Zeit. Da hilft nur: Vergleichen und gegebenenfalls die Bank wechseln.

Frage: Bedeutet das, dass Sparzinsen nun noch weiter sinken?

Högel: Leider ja. Die Banken bekommen von der EZB weniger Zinsen, wenn sie dort Geld parken – und diesen Verlust gleichen sie aus, indem sie weniger Zinsen an ihre Kunden zahlen. Wer auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten spart, muss sich darauf einstellen, dass die ohnehin schon mageren Zinssätze weiter schrumpfen.

Frage: Heißt das, klassisches Sparen lohnt sich nicht mehr?

Högel: Klassisches Sparen wird immer unattraktiver. Die Inflation ist zwar etwas zurückgegangen, aber sie ist immer noch höher als die Sparzinsen, die man bekommt. Wer sein Geld also einfach auf dem Konto liegen lässt, verliert real an Kaufkraft.

Frage: Was raten Sie dann Sparern?

Högel: Wer etwas Rendite will, sollte sich mit Alternativen beschäftigen. Sachwerte wie Immobilien oder Aktien können langfristig interessanter sein. Auch Anleihen mit festen Zinsen könnten attraktiver werden. Aber Vorsicht: Wer sich nicht auskennt, sollte sich unbedingt beraten lassen, um keine riskanten Entscheidungen zu treffen.

Frage: Apropos Immobilien – wird Bauen und Kaufen jetzt billiger?

Högel: Leider nicht unbedingt. Viele denken, dass eine Zinssenkung automatisch die Bauzinsen senkt, aber das ist ein Irrtum. Die Banken haben diese EZB-Entscheidung schon längst eingepreist. Wer also gehofft hat, dass die Baufinanzierung jetzt spürbar günstiger wird, muss sich leider enttäuschen lassen.

Frage: Gibt es denn Verbraucher, die besonders von der Zinssenkung profitieren?

Högel: Ja, vor allem Menschen mit bestehenden variablen Krediten, die an den Leitzins gekoppelt sind. Diese könnten in den nächsten Monaten niedrigere Raten zahlen. Auch wer ein neues Auto oder eine größere Anschaffung auf Kredit plant, könnte jetzt bessere Konditionen bekommen. Aber: Die Banken werden genau prüfen, wem sie Geld leihen – und das kann für Verbraucher mit schwacher Bonität nach wie vor eine Hürde sein.

Frage: Also insgesamt eher gemischte Gefühle zur EZB-Entscheidung?

Högel: Absolut. Die Politik der billigen Kredite kurbelt zwar die Wirtschaft an, aber für Sparer und Menschen, die auf sichere Geldanlagen angewiesen sind, wird es immer schwieriger. Die EZB möchte mit ihren Maßnahmen die Konjunktur stützen – aber ob das am Ende für alle Verbraucher wirklich positiv ist, bleibt fraglich.

Frage: Letzte Frage: Was sollte man als Verbraucher jetzt konkret tun?

Högel: Wer sparen will, sollte nach den besten Angeboten suchen und sich nicht mit Nullzinsen abspeisen lassen. Wer einen Kredit braucht, sollte verschiedene Anbieter vergleichen, um vom Zinstief zu profitieren. Und für alle gilt: Nicht in Panik verfallen – aber auch nicht einfach abwarten, bis es vielleicht irgendwann wieder bessere Zinsen gibt.

Fazit: Die Zinssenkung ist ein zweischneidiges Schwert – Kredite könnten günstiger werden, doch Sparzinsen leiden. Wer sich nicht informiert und vergleicht, könnte am Ende draufzahlen.

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