Ein riesiges Luftschiff sorgt derzeit für Aufsehen über Kalifornien: Die Pathfinder 1, entwickelt vom Unternehmen LTA Research, gilt mit einer Länge von über 124 Metern als das „größte Luftfahrzeug der Welt“. Anders als ein klassischer Werbe-Blimp ist sie ein starres Luftschiff, ausgestattet mit moderner Technologie wie elektrischem Antrieb, Fly-by-Wire-Steuerung und einem Rumpf aus Kohlenstofffaser.
Derzeit wird Pathfinder 1 im Großraum San Francisco getestet – in der Nähe des ehemaligen US-Militärflugplatzes Moffett Field, wo einst Zeppeline stationiert waren. Ziel: Die Rückkehr der „Lighter-than-Air“ (LTA)-Technologie, also Auftrieb durch Gas statt durch Geschwindigkeit.
Vorteile – und ein schweres Erbe
LTA-CEO Brett Crozier argumentiert, dass Luftschiffe energieeffizient sind: „Buoyancy is free lift“, sagte er – Auftrieb kostet keinen Treibstoff. Anders als Flugzeuge oder Hubschrauber müssen Luftschiffe nicht permanent beschleunigen oder schweben.
Doch die Branche hat ein Imageproblem: Der Name „Luftschiff“ erinnert viele an das Hindenburg-Unglück von 1937, bei dem 36 Menschen starben. Damals wurden leicht entzündliche Gase wie Wasserstoff verwendet – heute ist es sicheres Helium, auch wenn dessen globale Verfügbarkeit eingeschränkt ist.
Neue Nutzungsmöglichkeiten
LTA Research sieht großes Potenzial: Luftschiffe könnten in entlegene Regionen fliegen, Hilfsgüter in Katastrophengebiete bringen, über Nationalparks gleiten oder als mobile Krankenhäuser dienen. Sie benötigen keine Start- oder Landebahn und verbrauchen im Vergleich zu konventionellen Flugzeugen deutlich weniger Treibstoff.
Trotzdem bleiben Fragen: Können sich Luftschiffe gegenüber Trucks, Zügen oder Flugzeugen durchsetzen? Wetterempfindlichkeit, Kosten und die eingeschränkte Geschwindigkeit könnten Hindernisse sein – selbst wenn der ökologische Fußabdruck klein bleibt.
Comeback oder Gag?
Luftfahrt-Professor J. Gordon Leishman spricht von einem „zyklischen Interesse“: Immer wieder flammt die Begeisterung für Luftschiffe auf. Ob Pathfinder 1 ein Start in die Zukunft oder ein luftiger PR-Gag ist, bleibt offen. Leishman fasst zusammen: „Über den Atlantik in einem Luftschiff statt mit dem Kreuzfahrtschiff? Klingt gar nicht schlecht.“
Kommentar hinterlassen