Trotz eines historischen Rückgangs illegaler Grenzübertritte fordert das US-Heimatschutzministerium (DHS) unter Leitung von Ministerin Kristi Noem rund 45,6 Milliarden Dollar für den weiteren Ausbau der Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko. Das sorgt selbst innerhalb der republikanischen Partei für Skepsis – besonders im Hinblick auf die massive Neuverschuldung, die mit dem Vorschlag verbunden ist.
Widerspruch: „Sicherste Grenze der Geschichte“ – aber Milliardenbedarf
Bei einer Anhörung vor dem Heimatschutzausschuss des US-Senats erklärte Kristi Noem:
„Die Grenze ist derzeit so sicher wie nie zuvor.“
Dennoch müsse man noch „verwundbare Abschnitte“ sichern.
Dieser Widerspruch sorgte für kritische Nachfragen unter republikanischen Senatoren. Senator Ron Johnson (Wisconsin) wies darauf hin, dass der geforderte Betrag rechnerisch ausreiche, um über 3.000 Meilen Grenzzaun zu bauen – mehr als die gesamte Länge der US-mexikanischen Grenze, die sich auf 1.950 Meilen erstreckt, von denen bereits etwa 700 Meilen mit Barrieren versehen sind.
Auch Ausschussvorsitzender Rand Paul (Kentucky) äußerte Zweifel:
„Selbst wenn Sie 1.000 Meilen bauen wollten, wären 12 Milliarden Dollar genug – nicht 45.“
Noem verteidigte das Budget mit dem Hinweis, dass ein Teil des Geldes auch in neue Überwachungstechnik investiert werden solle. Ein Drittel der Kameras funktioniere derzeit nicht, viele Abschnitte seien komplett unüberwacht.
Zahlen sprechen eine andere Sprache
Die aktuellen Grenzstatistiken werfen ebenfalls Fragen auf. Laut U.S. Border Patrol ist die Zahl der Migrant*innenbegegnungen an der Südgrenze im April 2025 auf rund 8.400 Fälle gefallen – ein dramatischer Rückgang im Vergleich zu den rund 129.000 Fällen im April 2024.
Der Rückgang begann bereits im letzten Amtsjahr von Präsident Biden, wurde aber unter Trump fortgesetzt.
Kommentar: Milliarden für Symbolpolitik
Die Forderung nach 45,6 Milliarden Dollar wirkt angesichts der Faktenlage überzogen. Wenn die Grenze so sicher ist wie noch nie – und die Zahlen das bestätigen –, ist ein dreifach überhöhter Finanzbedarf kaum zu rechtfertigen. Die Reaktionen aus dem republikanischen Lager deuten an, dass nicht einmal Trumps eigene Partei geschlossen hinter der Forderung steht.
Zudem wächst der Druck angesichts der steigenden Staatsverschuldung. Die vom Repräsentantenhaus verabschiedete Steuer- und Ausgabenvorlage könnte den Schuldenberg in den nächsten zehn Jahren um 3,8 Billionen Dollar anwachsen lassen – da wirken zusätzliche 30 Milliarden Dollar für fragwürdige Infrastrukturmaßnahmen wie ein politischer Luxus.
Die Debatte zeigt deutlich: Die Grenzmauer ist längst mehr Symbol als Sicherheitsmaßnahme. In einem Wahljahr mag das Thema politisch aufgeladen sein – aber faktisch verliert es seine Basis. Investitionen in funktionierende Technik, Personal und Datenanalyse wären sinnvoller – und deutlich kosteneffizienter.
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