Was eigentlich Falten glätten und das Selbstbewusstsein stärken soll, kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben: In immer mehr Friseursalons und Kosmetikstudios werden illegal Botox- und Hyaluron-Injektionen angeboten – oft von Personen ohne medizinische Ausbildung. Diese Eingriffe, die als vermeintlich günstige Schönheitsbehandlungen beworben werden, bergen laut Ärzten erhebliche Risiken.
Ärztekammer warnt vor steigender Zahl illegaler Eingriffe
Der Präsident der Panhellenischen Ärztekammer, Athanasios Exadaktylos, schlägt Alarm:
„Das Gesetz ist zweideutig. Nur Ärzte sind berechtigt, diese Eingriffe vorzunehmen“, sagte er im Interview mit ERTnews. Derzeit jedoch würden die Behandlungen zunehmend in nicht medizinischen Einrichtungen wie Friseursalons oder Beauty-Studios durchgeführt.
Das Problem: Der rechtliche Rahmen ist lückenhaft und lässt Spielraum für graue Zonen. So können sich Anbieter, die weder Ärzte noch entsprechend qualifiziert sind, als „ästhetische Experten“ ausgeben – und hochriskante Eingriffe ohne Zulassung anbieten.
Medizinische Behandlungen gehören in ärztliche Hände
Exadaktylos macht deutlich: Botox- und Hyaluronsäure-Injektionen sind medizinische Eingriffe, keine kosmetischen Behandlungen. Sie erfordern fundierte Kenntnisse der Anatomie, sterile Arbeitsbedingungen und Erfahrung im Umgang mit Komplikationen.
„Wenn Sie jemanden wollen, der weiß, was er tut und wie man mit Komplikationen umgeht, müssen Sie zu einem plastischen Chirurgen oder Dermatologen gehen“, betont Exadaktylos. „Genauso wie man für eine Zahnfüllung zum Zahnarzt geht, sollte man für Botox zu einem Arzt gehen.“
Gesundheitliche Risiken durch Billigpräparate und falsche Anwendung
Besonders gefährlich sind nicht zugelassene oder falsch gelagerte Produkte. Exadaktylos erklärt:
„Bei Hyaluronat kann es zu Lymphknotenverstopfungen, dauerhaften Schwellungen und Entzündungen kommen.“ Auch allergische Reaktionen, Nekrosen (Absterben von Gewebe) oder Infektionen sind möglich.
Bei Botox-Injektionen kann es hingegen passieren, dass die Wirkung ganz ausbleibt – oder dass sich das Toxin an falsche Stellen verteilt und Lähmungen oder Asymmetrien im Gesicht verursacht.
Noch gefährlicher wird es, wenn dubiose Händler gefälschte oder abgelaufene Produkte verwenden, die über illegale Kanäle importiert wurden. Sie sind häufig minderwertig, falsch dosiert oder verunreinigt – mit potenziell katastrophalen Folgen.
Forderung nach klarer Regulierung und Aufklärung
Der Ärztekammerpräsident fordert daher eine klare gesetzliche Regelung, die eindeutig festlegt, wer solche Eingriffe vornehmen darf. Nur so könne verhindert werden, dass Betrüger und unqualifizierte Anbieter weiter auf Kosten der Gesundheit anderer handeln.
Zudem müsse die Bevölkerung besser aufgeklärt werden. Viele Menschen wüssten nicht, dass Botox- und Fillerbehandlungen nicht unter kosmetische Dienstleistungen fallen, sondern unter die medizinische Verantwortung eines Arztes.
Schönheit darf nicht lebensgefährlich werden
Was als kleiner Eingriff für ein jugendlicheres Aussehen beginnt, kann in lebenslangen Gesundheitsschäden enden. Patientinnen sollten sich deshalb immer vergewissern, dass der Behandler eine ärztliche Zulassung und entsprechende Fachkenntnisse besitzt.
Die Botschaft von Exadaktylos ist eindeutig:
„Wenn es um Injektionen ins Gesicht geht, geht es nicht um Kosmetik – es geht um Medizin.“
Wer aus Kostengründen auf illegale Anbieter zurückgreift, spielt mit seiner Gesundheit. Schönheit, so zeigt sich einmal mehr, darf niemals über Sicherheit stehen.
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