Willkommen im tunesischen Küstenparadies Gabes: Wo einst Palmen rauschten und Touristen Postkarten schrieben, fließt heute täglich giftiger Schlamm ins Meer – natürlich ganz „nachhaltig“, versteht sich. Der Geruch? Eine charmante Mischung aus Ammoniak, Schwefel und politischem Versagen.
Seit Jahrzehnten produziert die staatliche Chemiefabrik GCT hier Düngemittel – und gleich dazu ein bisschen Krebs, Atemnot und Umweltzerstörung gratis. Die lokale Bevölkerung hat jetzt, man glaubt es kaum, die Nase voll. Anfang Oktober stürmten Bewohner die Anlage – leider nicht, um ein Selfie zu machen, sondern weil ihre Kinder nach Schulbesuchen um Luft rangen.
Doch keine Sorge: Das Militär schützt seither die Fabrik. Schließlich muss irgendwer die Rohstoffe sichern, die Tunesien so dringend braucht, um den Export zu retten – notfalls auf Kosten der eigenen Bürger. Immerhin: Präsident Saied zeigt sich empört – natürlich nicht über die laufende Umweltkatastrophe, sondern über die „kriminellen Entscheidungen“ der Vorgängerregierung. Bravo, Schuldverlagerung: Check.
2017 versprach man noch vollmundig neue, moderne Anlagen. Heute kann man das Versprechen in etwa dort finden, wo auch die Umweltauflagen lagern: auf dem Meeresboden, unter Tonnen von Phosphorgips, der sogar radioaktive Stoffe enthalten kann. Ideal für den Ozean. Und für Tourismus mit Glow-in-the-dark-Effekt.
Aktuell steht immerhin ein Gerichtstermin zur möglichen Schließung an – so ungefähr dann, wenn auch die Sahara sich wieder in eine Blumenwiese verwandelt. Inzwischen organisiert die Initiative „Stop Pollution“ Massendemonstrationen. Ihr Slogan: „Gabes will leben.“ Wie unverschämt!
Und was macht die Regierung? Die kündigt nicht etwa ein Produktionsende an – nein, sie plant mehr Arbeiter einzustellen. Weil nichts besser auf Atemnot und Krebsfälle reagiert als: „Jetzt erst recht!“
Derweil prüft eine „Ministerkommission“ die Lage – wahrscheinlich vom klimatisierten Büro in Tunis aus, weit weg vom Gestank und den vergifteten Stränden. Und der Präsident? Der stellt klar: Produktion ja, Stillstand nein. Denn Phosphat ist schließlich die goldene Gans der Exportwirtschaft – auch wenn sie etwas… giftig ist.
Fazit: Gabes erstickt. Aber hey – die Exportzahlen sehen super aus. Und wer braucht schon saubere Luft, wenn man Devsen zählen kann?
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