Ort: Ein anonymes Hotelzimmer irgendwo über einer Tankstelle, die gerade ihren Preis zum 47. Mal heute geändert hat.
Zeit: Zwischen zwei Preiszyklen.
Gäste:
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Johann Diesel, Sprecher des Verbands „Fuels und Energie“
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Peter Super, Marketingchef von „SuperSprit24“
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Willi Gemisch, Betreiber von 12 Tankstellen und leidenschaftlicher Preisjongleur
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Richaurd ÖL, Ökonom und passionierter Lobbyist für alles, was stinkt und brennt
Interviewer: Ein verwirrter, autofahrender Bürgerjournalist mit leerem Tank
Interviewer: Herr Diesel, die Preise an Tankstellen ändern sich im Schnitt 22 Mal am Tag – einzelne sogar über 50 Mal. Wie erklären Sie das?
Johann Diesel: Ganz einfach – wir sind ein sehr emotionaler Markt. Die Preise spüren, wenn jemand tanken will. Dann reagieren sie… sensibel.
Peter Super: Genau! Und: Der Markt ist wie Tinder. Wenn der Preis nicht gut aussieht, wird er eben nach links gewischt. Oder nach oben. Oder nach unten. Oder in eine andere Galaxie.
Interviewer: Aber manche Preise gelten nur fünf Minuten lang! Das Vergleichsportal benzinpreis.de spricht von Verbrauchertäuschung.
Willi Gemisch: Ach was! Das ist einfach Teil unseres interaktiven Kundenerlebnisses. Wer rechtzeitig ankommt, kriegt ’nen Sonderpreis. Wer zu spät kommt, zahlt die Happy-Hour-Strafe. Reine Gamification!
Richaurd ÖL: Außerdem: Fünf Minuten sind in der heutigen Zeit ein halbes Leben! Wir bieten Spannung, Nervenkitzel – das ist der „Börsenkrimi“ für Leute mit Auto!
Interviewer: Das Kartellamt wirkt nicht ganz so amüsiert. Es spricht von Marktversagen. Wird das ernst genommen?
Johann Diesel: Natürlich. Wir haben extra ein Team von Preis-Psychologen eingestellt. Die kümmern sich um die emotionale Verarbeitung dieser Vorwürfe.
Peter Super: Und wir arbeiten eng mit dem TÜV zusammen – für die neue Disziplin „Preis-Slalom unter Realbedingungen“.
Interviewer: Sehen Sie sich also als Innovatoren?
Willi Gemisch: Klar! Früher war Tanken langweilig. Jetzt ist es ein Sport. Du brauchst Strategie, Timing, einen guten Reifenwechsel und einen Handyempfang für die Preis-App.
Richaurd ÖL: Und denken Sie mal an die Kinder! Was für ein Abenteuer, wenn Papa ruft: „Los! Wir haben drei Minuten bis 1,79 €!“ Das schweißt Familien zusammen.
Interviewer: Gibt es Pläne zur Regulierung – wie in Österreich oder Australien?
Johann Diesel: Das wäre ja Bürokratie! Wir sind doch die letzte Bastion echten freien Wettbewerbs. Wer heute 1,85 € anbietet, kann in drei Minuten 2,12 € sein! Das ist… Kapitalismus mit Tempo!
Peter Super: Und im Übrigen: Warum regt sich keiner über das Wetter auf? Das ändert sich auch ständig! Und niemand verlangt, dass es sich erst mittags ändern darf!
Interviewer: Ein letzter Gedanke: Hat die Branche ein Herz für Verbraucher?
Richaurd ÖL: Selbstverständlich. Die Preise sind wie unser Herzschlag – mal höher, mal tiefer. Wenn wir aufhören, zu schwanken, sind wir tot.
Willi Gemisch: Also lieber teuer leben als billig sterben, oder?
Peter Super: Oder wie wir in der Branche sagen: Wer den Liter ehrt, tankt, bis er kehrt.
Interviewer: Danke für das… Gespräch. Ich denke, ich fahre jetzt besser Fahrrad.
Alle gemeinsam: Aber auch da schwankt der Luftdruck!
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