Mehrere der größten medizinischen Fachgesellschaften der USA haben Klage gegen den US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. eingereicht. Grund ist Kennedys umstrittene Entscheidung, die COVID-19-Impfung aus dem offiziellen Impfkalender für gesunde Kinder und Schwangere zu streichen.
Am 27. Mai hatte Kennedy angekündigt, dass die Impfung künftig nicht mehr von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) empfohlen werde – ein Bruch mit bisherigen Fachrichtlinien und ohne die übliche wissenschaftliche Prüfung. Zudem entließ Kennedy am 9. Juni alle 17 Mitglieder eines wichtigen Bundesimpfpanels und setzte acht neue Mitglieder ein, darunter auch Impfgegner. Das neue Gremium tagte erstmals am 25. Juni, machte jedoch keine Empfehlung für Auffrischungsimpfungen im Herbst.
Ärzte: „Ein Angriff auf die Wissenschaft“
Die Kläger – darunter die American Academy of Pediatrics (AAP), die Society for Maternal-Fetal Medicine und weitere Fachgesellschaften – werfen Kennedy vor, mit seinen Entscheidungen gezielt Desinformation zu betreiben und die Öffentlichkeit für impfkritische Botschaften zu sensibilisieren.
„Das ist nicht nur eine Missachtung der Wissenschaft, sondern ein Angriff auf die Grundlage unseres Gesundheitsschutzes“, sagte AAP-Präsidentin Dr. Susan Kressly. Besonders für Schwangere und Eltern entstünde so Verunsicherung – auch gegenüber anderen empfohlenen Impfungen.
Die Klage wurde am 7. Juli in Massachusetts eingereicht. Sie fordert das Gericht auf, die Änderungen der COVID-19-Impfpolitik zu stoppen. Kennedys Umbesetzung des Gremiums ist nicht Teil der Klage.
Eilentscheidung bis Herbst gefordert
Die Verbände hoffen, dass das Gericht den Fall schnell bearbeitet: Ein Urteil soll spätestens im September vorliegen. „Wir werden nicht zusehen, wie ein einzelner Bundesbeamter jahrzehntelang erarbeitete wissenschaftliche Standards im Alleingang aushebelt“, sagte Dr. Tina Tan, Präsidentin der Infectious Diseases Society of America.
Die betroffenen Organisationen raten Eltern und Patienten, weiterhin auf die Empfehlungen ihrer Ärzte und die aktuellen Leitlinien auf den Verbandswebseiten zu vertrauen.
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