Wenn es im Seniorenzentrum nach Zimt duftet, Weihnachtslieder durch den Raum klingen und die Augen älterer Menschen leuchten, dann liegt das vielleicht nicht nur an Santa Claus – sondern immer öfter an Frau Weihnachtsmann. Denn: Sie übernimmt das Ruder. Und zwar im roten Samtkleid.
In vielen Städten Deutschlands – von Hamburg bis München, von Köln bis Dresden – erlebt die Figur der Frau Weihnachtsmann gerade einen echten Höhenflug. Ob bei Weihnachtsmärkten, Kindergartenfeiern, Firmenfesten oder in Pflegeheimen – sie tritt zunehmend alleine auf, mit Charme, Herz und Humor. Und das Publikum? Es liebt sie.
„Es ist einfach ein anderes Gefühl. Wärmer, näher, liebevoller“, sagt Heike Baumann (70) aus einem Seniorenheim in Berlin-Kreuzberg. „Sie hat sich wirklich Zeit für uns genommen. Und sie hat uns alle auf die ‚brave Liste‘ gesetzt!“ (lacht)
Von der Backstube auf die Bühne
Früher galt sie oft als stille Unterstützerin von Santa – zuständig fürs Keksebacken und Geschenkeeinpacken. Heute ist sie selbst das Highlight. Schauspielerinnen wie Sabine Ritter aus Leipzig, die seit fünf Jahren als Frau Weihnachtsmann auftritt, erleben einen regelrechten Buchungsboom.
„Früher wurde ich gefragt, ob ich mit Santa kommen will. Heute fragen sie, ob ich allein komme – weil ich mehr Programm mache“, sagt Ritter, die mit Kindern singt, Geschichten vorliest und sogar kleine Bastelrunden veranstaltet. „Ich bin quasi die Weihnachtsfrau mit All-Inclusive-Paket.“
In der „Deutschen Weihnachtsakademie“ in Nürnberg, einer Ausbildungsstätte für festliche Darsteller:innen, melden sich immer mehr Frauen zur „Mrs. Claus“-Schulung an. 25 % der diesjährigen Absolvent:innen waren Frauen, Tendenz steigend.
Vielfalt in Samt und Weiß
Auch das Bild von Frau Weihnachtsmann wandelt sich. Es gibt sie jung oder alt, traditionell oder modern, mit Migrationshintergrund oder als „Oma Weihnachtsfrau“. Diana Mehmeti aus Köln, gebürtige Albanerin, tritt als „Teta Krishtlindje“ (albanisch für „Tante Weihnachten“) auf – in rot-grünem Kleid und orientalisch verziertem Gürtel.
„Ich erzähle Weihnachtsgeschichten aus aller Welt und bringe den Kindern bei, dass Weihnachten Liebe bedeutet – unabhängig davon, wie man aussieht oder woher man kommt.“
Auch für Männer in der Rolle von Frau Weihnachtsmann gibt es bereits erste Beispiele. Gendernormen geraten in Bewegung, und die Kinder nehmen es mit einem Lächeln hin. „Wichtig ist doch, dass jemand zuhört, lacht und ein warmes Herz hat“, sagt ein Kind bei einem Weihnachtsmarktbesuch in Hannover.
Frau Weihnachtsmann als Vorbild
Für viele Eltern ist Frau Weihnachtsmann mittlerweile mehr als eine Nebenfigur. Sie ist Vorbild – stark, herzlich, organisiert, humorvoll. Eine, die den Nordpol nicht nur mitlenkt, sondern regiert. Das gefällt nicht nur den Töchtern, sondern auch den Söhnen.
„Wir wollen, dass unsere Kinder sehen, dass Frauen genauso zaubern können wie Santa – oder sogar besser“, sagt Familienvater Martin Lenz aus Stuttgart.
Fazit: Die Zukunft ist weiblich – zumindest an Weihnachten
Während Santa Claus sich nach dem Geschenkmarathon am 24. Dezember ausruht, startet Frau Weihnachtsmann erst richtig durch. Mit Geschichten, Herz und dem ein oder anderen Glitzerstern in der Tasche.
In einer Zeit, in der viele Menschen nach Wärme, Nähe und echten Begegnungen suchen, trifft sie genau den richtigen Ton. Vielleicht liegt darin das wahre Weihnachtswunder.
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