Startseite Allgemeines Firmeninsolvenzen in Deutschland steigen weiter – Warnzeichen für den Standort
Allgemeines

Firmeninsolvenzen in Deutschland steigen weiter – Warnzeichen für den Standort

geralt (CC0), Pixabay
Teilen

Die wirtschaftlichen Turbulenzen in Deutschland reißen nicht ab: Die Zahl der Firmeninsolvenzen legt weiter zu. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, meldeten im Juni dieses Jahres 2,4 Prozent mehr Unternehmen Insolvenz an als im Vorjahresmonat – Tendenz steigend. Zwar handelt es sich dabei um vorläufige Zahlen, doch der Trend ist unübersehbar.

Besonders stark betroffen sind erneut die Verkehrs- und Logistikbranche sowie das Bau- und Gastgewerbe. Bereits im April war ein deutliches Anziehen der Insolvenzen zu verzeichnen: Mit 2.125 offiziell registrierten Unternehmenspleiten wurde der höchste April-Wert seit elf Jahren erreicht – ein deutliches Alarmsignal für die deutsche Wirtschaft.

Kleine Firmen, große Wirkung

Auffällig ist: Obwohl mehr Unternehmen Insolvenz anmelden, sinkt die Gesamtsumme der betroffenen Gläubigerforderungen drastisch – von 11,4 Milliarden Euro im April 2024 auf nur noch 2,5 Milliarden Euro in diesem Jahr. Der Grund liegt auf der Hand: Es sind vor allem kleinere und mittelständische Unternehmen, die derzeit unter Druck geraten.

Hohe Kosten, wenig Planungssicherheit

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht in der Entwicklung ein deutliches Zeichen für strukturelle Schwächen des Standorts Deutschland. „Hohe Energie- und Arbeitskosten, eine überbordende Bürokratie und massive Unsicherheiten im internationalen Geschäft machen vielen Unternehmen das Leben schwer“, erklärt DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier. Man brauche dringend eine wirtschaftspolitische Kehrtwende und fordert die rasche Umsetzung des angekündigten Investitionssofortprogramms der Bundesregierung.

Keine flächendeckende Krise – aber eine strukturelle Realität

Trotz der wachsenden Insolvenzzahlen warnt der Verband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) vor vorschnellen Schlüssen. „Von einer flächendeckenden Insolvenzkrise kann keine Rede sein“, heißt es. Vielmehr seien Insolvenzen in Phasen wirtschaftlichen Umbruchs ein normaler Teil des Anpassungsprozesses – und in gewisser Weise sogar notwendig für den Erhalt eines gesunden Wettbewerbs.

„Nachholeffekt“ nach Jahren der künstlichen Stabilität

Wirtschaftsexperten sprechen dabei von einem Nachholeffekt. Über Jahre hinweg hatten historisch niedrige Zinsen viele Unternehmen über Wasser gehalten, die unter normalen Marktbedingungen kaum überlebensfähig gewesen wären. Zusätzlich wurden während der Corona-Pandemie milliardenschwere Hilfsprogramme aufgelegt, die selbst angeschlagene Betriebe vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrten.

Doch mit dem Ende dieser staatlichen Stützmaßnahmen und dem Anstieg der Zinsen ab Mitte 2022 ist der Markt wieder sich selbst überlassen – mit spürbaren Folgen. „Wir sehen jetzt die Bereinigung, die in den vergangenen Jahren aufgeschoben wurde“, sagt Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

Fazit: Eine Wirtschaft im Umbruch

Die Zahlen sind Mahnung und Realität zugleich: Deutschlands Unternehmen befinden sich mitten in einer Transformationsphase. Der Anstieg der Insolvenzen ist kein Schock – aber ein Spiegel struktureller Schwächen. Ob es gelingt, daraus gestärkt hervorzugehen, wird maßgeblich davon abhängen, ob Politik und Wirtschaft gemeinsam Lösungen finden, die mehr sind als bloßes Krisenmanagement.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Multitalent Investment 3 GmbH- die Verweigerung des Prüfungsvermerkes für die Bilanz 2024

Zitat:   An die Multitalent Investment 3 GmbH Vermerk über die Prüfung...

Allgemeines

Multitalent Investment 3 GmbH die „Katastrophenbilanz“

Die Bilanzanalyse der Multitalent Investment 3 GmbH (Stand: 31.12.2024) offenbart gravierende finanzielle,...

Allgemeines

Causa Benko in Italien: Keine kriminelle Vereinigung – nur ein bisschen Gesetzesbiegen

Wer gedacht hat, dass René Benko nur in Österreich für juristischen Wirbel...

Allgemeines

Wohnungsnot? Die EU hat einen Plan. Irgendwann. Vielleicht.

Die Europäische Kommission hat einen kühnen Plan vorgestellt: Europa soll wieder Wohnraum...