Interview mit Kerstin Bontschev, Rechtsanwältin für Verbraucherrecht
Redaktion: Frau Bontschev, im Netz finden sich zahlreiche Plattformen, die mit attraktiven Zinsen für Festgeldanlagen werben. Eine davon ist zukunfts-konto.com. Was sagen Sie zu diesem Angebot?
Kerstin Bontschev: Auf den ersten Blick wirkt alles professionell – hohe Zinsen, europäische Einlagensicherung, übersichtliche Vergleichstabellen. Aber wer genauer hinsieht, merkt schnell: Da stimmt etwas nicht.
Redaktion: Woran genau machen Sie das fest?
Bontschev: Zum einen konnten wir die im Impressum genannte Person, Annette Franziska Lauster, unter der Adresse in München nicht auffinden. Das ist ungewöhnlich und bedenklich – besonders, wenn es um Geldanlagen geht. Vertrauen beginnt mit klarer Verantwortlichkeit, und die fehlt hier.
Redaktion: Was ist mit der versprochenen Seriosität?
Bontschev: Es wird suggeriert, dass über 100 europäische Banken beteiligt sind, man spricht von „maximaler Sicherheit“. Gleichzeitig findet man auf Trustpilot keine aktivierten Bewertungen oder Sterne – ein Warnsignal. Seriöse Anbieter bemühen sich um ein transparentes Bewertungsprofil. Wer dort keine öffentlichen Kundenmeinungen zulässt, hat meist etwas zu verbergen.
Redaktion: Viele Verbraucher*innen suchen gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit nach stabilen Geldanlagen. Was raten Sie, wenn man ein solches Angebot entdeckt?
Bontschev: Extrem vorsichtig sein. Wer überlegt, dort Geld anzulegen, sollte sich nicht allein von hohen Zinsen blenden lassen. Prüfen Sie genau, an wen das Geld überwiesen wird. Im Zweifel: Finger weg. Es gibt seriöse Banken und Vergleichsportale, die von der BaFin oder EU-Finanzaufsicht reguliert werden. Diese Anbieter haben transparente Strukturen, echte Ansprechpartner – und keine „Geisteradressen“.
Redaktion: Fazit?
Bontschev: Wenn ein Anbieter weder persönlich erreichbar noch durch echte Kundenbewertungen überprüfbar ist, sollten bei jedem Anleger die Alarmglocken schrillen. Hohe Zinsen bei gleichzeitig wenig Transparenz – das klingt leider oft nach Betrug. Und bei Auslandstransaktionen ist das Geld dann oft einfach weg.
Redaktion: Vielen Dank für Ihre Einschätzung, Frau Bontschev.
Tipp für Leserinnen und Leser:
Wenn Sie sich für ein Festgeld-Angebot interessieren, prüfen Sie den Anbieter vor jeder Überweisung sorgfältig. Ist das Unternehmen registriert? Gibt es Bewertungen, Ansprechpartner, Impressum mit realer Adresse? Im Zweifel lassen Sie sich rechtlich beraten. Sicherheit beginnt mit Vorsicht.
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