Hier ist eine kritische, aber faire Analyse der Bilanz der FE Promotion GmbH für das Geschäftsjahr 2023:
🔍 1. Bilanzstruktur – Deutlicher Wachstumssprung
Die Bilanzsumme ist von 900.939 € (2022) auf 2.024.840 € (2023) gestiegen – eine Verdopplung, die auf starkes Wachstum hindeutet. Das wirkt auf den ersten Blick positiv, verlangt aber genauere Betrachtung der Ursachen.
💼 2. Aktiva – Auffällige Entwicklungen
🧠 Immaterielle Vermögensgegenstände:
- 137.766 € (2023) vs. 16.000 € (2022) → +761 %
- Hier ist ein sprunghafter Anstieg zu verzeichnen, was Fragen aufwirft:
- Handelt es sich um selbst geschaffene Software, Markenrechte oder Lizenzen?
- Ohne nähere Angaben bleibt unklar, wie nachhaltig und werthaltig diese Posten sind.
- Kritikpunkt: Möglicher Bilanzkosmetik-Vorwurf, sofern keine substanziellen Erträge folgen.
🛠️ Sachanlagen:
- Zuwachs um fast 62 % (von 125.007 € auf 202.089 €)
- Das deutet auf Investitionen, z. B. in Büroausstattung, Technik oder Fuhrpark hin.
- Positiv: Offenbar Investitionsbereitschaft und Ausbau.
- Frage: Entspricht das dem tatsächlichen Kapazitätsbedarf?
💰 Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände:
- Steigerung von 667.648 € → 1.281.086 €
- Besonders auffällig: Forderungen gegen Gesellschafter wachsen von 45.983 € → 159.136 €
- Risiko: Verdeckte Gewinnausschüttung? Mangelnde Liquiditätskontrolle?
- Das kann die Bilanz täuschen, wenn diese Forderungen nicht eintreibbar sind.
💳 Bankguthaben & Kasse:
- Enormer Anstieg: 200 € (2022) → 224.508 € (2023)
- Positiv: Solide Liquidität zum Bilanzstichtag.
- Jedoch unklar, ob das ein dauerhafter Zustand ist oder durch Einmaleffekte bedingt.
📉 3. Passiva – Starker Ergebnisanstieg, aber Vorsicht geboten
💶 Eigenkapital:
- Steigerung von 176.720 € → 824.894 €
- Der ausgewiesene Bilanzgewinn von 799.894 € ist beeindruckend – aber:
- Vorjahr: Verlust von 31.646 €
- Der Gewinn ist nicht durch offene GuV-Zahlen nachvollziehbar.
- Fragezeichen bei Nachhaltigkeit des Erfolgs.
🧾 Rückstellungen:
- Anstieg auf 318.347 € (fast vervierfacht!)
- Spricht für mehr Risikovorsorge.
- Könnte aber auch auf offene Verpflichtungen, Rechtsstreitigkeiten oder Steuerrisiken hindeuten.
💳 Verbindlichkeiten:
- Von 639.998 € → 880.139 €, davon 0 € gegenüber Gesellschaftern (Vorjahr: 17.772 €)
- Positiv: Keine akuten Gesellschafterforderungen
- Der hohe kurzfristige Anteil (ca. 91 %) birgt Liquiditätsrisiken bei schwankendem Cashflow.
🧾 4. Rechnungsabgrenzungsposten
- Von 73.050 € → 166.806 € gestiegen
- Könnte auf Vorfakturierung und bilanzielle Steuerung hindeuten
- Enthält Disagio: Hinweis auf Fremdfinanzierungskosten → Zinslast?
⚖️ 5. Bewertung & Transparenz
- Die Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden sind standardkonform.
- Es fehlen jedoch Erläuterungen zu:
- Art und Herkunft des immateriellen Vermögens
- Zusammensetzung der Forderungen gegen Gesellschafter
- Gründe für den sprunghaften Gewinn
🧮 6. Verhältniskennzahlen
| Kennzahl | 2023 | 2022 | Bewertung |
|---|---|---|---|
| Eigenkapitalquote | 40,7 % | 19,6 % | deutlich verbessert |
| Anlagendeckung I | 234 % | 115 % | sehr solide |
| Umlaufintensität | 74 % | 75 % | stark wachsend |
| Working Capital | 625.455 € | 34.300 € | großzügig – Liquiditätsreserve vorhanden |
🧠 Fazit: Solide Entwicklung mit Red Flags
Positiv:
- Sehr starkes Wachstum der Vermögensbasis und des Eigenkapitals
- Hohe Liquidität zum Stichtag
- Investitionen und Vorsorge durch Rückstellungen
Kritisch:
- Explosionsartiger Bilanzgewinn ohne erklärende GuV
- Deutlich erhöhte Forderungen gegen Gesellschafter
- Starker Anstieg immaterieller Vermögenswerte ohne Erläuterung
- Hoher Anteil kurzfristiger Verbindlichkeiten
Empfehlung: Für Gläubiger, Investoren oder Banken wäre ein Blick in die Gewinn- und Verlustrechnung sowie ein Cashflow-Statement unerlässlich. Die Frage lautet: Sind die Erfolge einmalig oder nachhaltig?
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