Was als cleverer Tourismuslenkungs-Trick begann, endete in einem epischen Selfie-Fiasko: Die spanischen Balearen haben ihre Influencer-Kampagne offiziell eingestampft. Der Plan? Instagram-Stars sollten statt den üblichen Hotspots mal die geheimen, idyllischen Orte der Inselwelt bewerben. Das Ergebnis? Diese Geheimtipps sind jetzt genauso überlaufen wie der Duty-Free-Bereich in Palma im August.
„Die Kampagne hatte den genau gegenteiligen Effekt, danke für nichts“, ließ ein Sprecher des balearischen Tourismusministeriums verlauten – vermutlich mit einem sanften Gesichtspalmenklatscher.
Von „unentdeckt“ zu „übertrampelt“ in 3 Reels
Ein Paradebeispiel für das Scheitern des Plans ist die idyllische Mini-Bucht Calo des Moro auf Mallorca – oder wie man sie mittlerweile nennt: Calo des Massenauflaufs. Nachdem ein Influencer ein paar Millionen Follower zum „Geheimtipp“ eingeladen hatte, standen plötzlich täglich 4.000 Menschen mit 1.200 Autos Schlange. Und das bei Platz für maximal 100 Menschen mit Handtuch!
Bürgermeisterin Maria Pons flehte die Presse an, bitte nie wieder über die Bucht zu berichten. Die Behörden reagierten pragmatisch: Alle Fotos wurden gelöscht – aus dem Netz, von der Website und vermutlich aus der Erinnerung.
Es Vedra: Von magisch zu Müllproblem
Auch der sagenumwobene Aussichtspunkt auf die Felseninsel Es Vedra wurde kurzerhand gesperrt, nachdem sich die Einheimischen über Selfie-Schlangen, Müllberge und nächtliches Influencer-Heulen über schlechte Lichtverhältnisse beschwert hatten.
Mallorca zu Touristen: „Geht bitte wieder nach Hause.“
In einem offenen Brief baten mehrere Organisationen höflich, aber deutlich:
„Kommt nicht. Bleibt, wo ihr seid. Mallorca ist voll.“
Die Insel sei kein Paradies mehr, sondern ein wirtschaftlich überhitzter Sandkasten mit Wohnungskrise, Lärmpegeln wie auf einem Technofestival und 158 Prozent höheren Mieten als noch vor zehn Jahren.
20 Millionen Gäste – was kann da schon schiefgehen?
Trotz Protesten, offenen Briefen und einer baldigen Großdemo in Palma: 2025 wird ein Rekordjahr. Zum ersten Mal könnten über 20 Millionen Besucher auf die Inselgruppe strömen – also rund 20 Millionen Chancen für ein weiteres Reel mit Sonnenuntergang und Filter „Valencia“.
Einzige Hoffnung der Einheimischen: Vielleicht erkennt der Algorithmus bald „Naturzerstörung“ als Content-Flag und schiebt stattdessen lieber Videos von Katzen, die auf dem Sofa liegen bleiben.
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