In Frankfurt gibt man sich mal wieder zuversichtlich – zumindest verbal. EZB-Präsidentin Christine Lagarde lobte gestern nach dem Zinsentscheid die „Widerstandsfähigkeit“ der Euro-Wirtschaft. Dass diese Stärke inmitten globaler Handelskrisen auffällt, sei unter anderem früheren Zinssenkungen zu verdanken. Doch während die Zentralbank sich selbst auf die Schulter klopft, sehen die Zahlen alles andere als beeindruckend aus.
Der Einlagenzins bleibt bei mageren 2,0 %, die Hauptrefinanzierung bei 2,15 % – eine Pause, kein Signal, keine Richtung. Gleichzeitig räumt die EZB ein, dass das wirtschaftliche Umfeld „außergewöhnlich unsicher“ sei. Handelskonflikte, ein starker Euro, geopolitische Turbulenzen – das alles lähmt Europas Unternehmen, die beim Investieren zunehmend den Rückwärtsgang einlegen.
Trotzdem will man in Frankfurt nichts überstürzen. Die Wirtschaft stagniert, die BIP-Prognose liegt bei gerade mal 0,9 % für 2025 – ein Wert, der in früheren Jahren als Wachstumsalarm gegolten hätte. Für 2026 erwartet man dann satte 1,1 %. Das ist kaum mehr als Stagnation mit einem Schönrechnungs-Label.
Die Wahrheit ist: Die EZB ist wirtschaftspolitisch im Leerlauf. Während Trump mit Strafzöllen droht, Märkte verunsichert und Europa erpresst, reagiert man in Frankfurt mit Formulierungen wie „abwärtsgerichtete Risiken“ und „außergewöhnliche Unsicherheit“.
Die Wirtschaft in der Euro-Zone ist vielleicht widerstandsfähig – aber sie wächst kaum, investiert wenig und wartet auf Impulse. Und die kommen weder von der Geldpolitik noch von den politischen Institutionen der EU.
Wer sich in dieser Lage noch über die „Robustheit“ der Lage freut, redet sich die Realität schön.
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