Der massive Stromausfall, der Ende April große Teile der Iberischen Halbinsel lahmlegte, geht nach Einschätzung internationaler Fachleute auf ein bislang unbekanntes Phänomen zurück. Ein Expertengremium kam zu dem Schluss, dass sogenannte „lawinenartige Überspannungen“ im Netz die Ursache gewesen seien.
„Das ist neues Territorium“, erklärte Damian Cortinas, Präsident des Verbands Europäischer Übertragungsnetzbetreiber. Es handle sich um die „erste Überspannung dieser Art“, die jemals in einem europäischen Stromnetz dokumentiert wurde.
Die Folgen waren dramatisch: Millionen Haushalte und Unternehmen in Spanien und Portugal waren zeitweise ohne Strom, Züge und U-Bahnen blieben stehen, Krankenhäuser mussten auf Notstrom zurückgreifen. Experten sprechen vom schwerwiegendsten Stromausfall in Europa seit zwanzig Jahren – möglicherweise sogar weltweit.
Noch ist unklar, wie es zu der Verkettung kam. Die Überspannung habe sich wie eine Kettenreaktion durch das Verbundnetz gefressen, erläuterte Cortinas. Solche Prozesse seien bislang in keinem Szenario berücksichtigt worden.
Für die Betreiber bedeutet der Vorfall eine Zäsur. Nun soll europaweit untersucht werden, wie Netze besser gegen außergewöhnliche Spannungsspitzen geschützt werden können. Ziel sei es, ähnliche Blackouts künftig zu verhindern.
Fest steht schon jetzt: Die Abhängigkeit von stabilen Stromnetzen macht Europa verwundbarer, als lange angenommen – und zwingt die Energiebranche, ihre Sicherheitsstrategien neu zu denken.
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