Die griechische Erdbebenüberwachung registriert seit Ende Januar eine anhaltende Serie von Beben rund um die Kykladeninsel Santorin. Fachleute befürchten, dass ein stärkeres Hauptbeben mit einer Stärke von 6 oder mehr noch bevorsteht. Dies könnte nicht nur erhebliche Schäden verursachen, sondern auch einen Tsunami auslösen.
Anhaltende Erdbeben und Unsicherheit
Täglich werden neue Erschütterungen mit Stärken zwischen 3 und 5,3 gemessen. Obwohl diese bislang keine größeren Schäden angerichtet haben, verunsichern sie die Bevölkerung stark. Videoaufnahmen zeigen bereits kleinere Felsstürze an den Steilhängen der Vulkaninsel.
Trotz der Beben bleibt das Risiko eines Vulkanausbruchs laut Experten gering. Seismologe Gerasimos Papadopoulos betonte, dass sich zwar das seismische Risiko erhöht habe, jedoch nicht das vulkanische.
Tsunami-Frühwarnsystem installiert
Um die Gefahr eines Tsunamis besser einschätzen zu können, wurde an der Nordostküste Santorins ein Gezeitenmesser installiert. Dieser soll helfen, frühzeitig Warnungen auszusprechen, falls sich die Meeresspiegel ungewöhnlich verändern.
Notstand auf der Insel – Bevölkerung flieht
Aufgrund der anhaltenden Beben wurde bereits vor fast zwei Wochen der Notstand ausgerufen. Schulen bleiben geschlossen, und der Großteil der Einwohner – insbesondere Frauen, Kinder und ältere Menschen – hat die Insel verlassen. Die Stadt Athen hat Notunterkünfte für Geflüchtete bereitgestellt.
Gleichzeitig wurden zusätzliche Sicherheitskräfte entsandt, um im Katastrophenfall schnell eingreifen zu können und Plünderungen in verlassenen Gebäuden zu verhindern.
Tourismusbranche in Sorge
Mit Blick auf die bevorstehende Sommersaison wächst die Sorge um den Tourismus, eine der wichtigsten Einnahmequellen der Insel. Tourismusministerin Olga Kefalogianni versicherte, dass die Regierung Maßnahmen ergreifen werde, um Santorin weiterhin als Top-Reiseziel zu erhalten.
Kritik an Behörden und Rücktritt eines Seismologen
Der Umgang der griechischen Regierung mit der Krise sorgt für Unmut. Seismologe Akis Tselentis trat aus dem nationalen Ausschuss für seismische Risikobewertung zurück, da er sich politisch beeinflusst fühlte. Er warf der Regierung vor, die Gefahr herunterzuspielen, um den Tourismus nicht zu gefährden.
Bebauungsdichte und mögliche Risiken
Die dichte Bebauung entlang der steilen Kraterhänge stellt ein zusätzliches Risiko dar. Viele Hotels und Pensionen wurden ohne ausreichende geotechnische Studien errichtet. Experten warnen, dass Erdrutsche ganze Gebäude mitreißen könnten, insbesondere wenn es zu einem starken Beben kommt.
Santorin zählt rund 15.500 Einwohner, doch jährlich besuchen über 3,4 Millionen Touristen die Insel. Die Region wurde bereits 1956 von einem Erdbeben der Stärke 7,5 getroffen – mit tragischen Folgen: Rund 50 Menschen starben, und ein Tsunami wurde ausgelöst.
Ob sich die aktuellen Beben zu einer ähnlichen Katastrophe ausweiten, bleibt ungewiss – doch die Anspannung auf der Insel wächst weiter.
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