Die frühere Chefermittlerin für Cum-Ex-Geschäfte, Stephanie Brorhilker, schlägt Alarm: In einem Interview mit der ARD beklagte sie einen dramatischen Personalmangel in der Steuerfahndung – und sieht darin ein wachsendes Risiko für den Rechtsstaat. „Uns fehlt überall Personal – bei der Polizei, der Justiz und besonders in der Steuerfahndung“, so Brorhilker wörtlich.
Mit Blick auf komplexe Steuertricks in der Finanzbranche, wie etwa Cum-Ex- oder Cum-Cum-Geschäfte, zeigte sich Brorhilker besorgt: „Es gibt genügend Gesetze, aber oft niemanden mehr, der sie durchsetzt.“ Der Mangel an Fachkräften führe dazu, dass systematischer Steuerbetrug durch Unternehmen häufig unentdeckt oder zu spät verfolgt werde.
Als Sofortmaßnahme schlägt die Juristin vor, Betriebsprüfer des Bundes flexibler in die Länder zu entsenden, um regionale Engpässe zu überbrücken und gezielter gegen Betrugsfälle in der Finanzbranche vorzugehen. Nur so könne das Steuersystem glaubwürdig und effizient bleiben.
Darüber hinaus plädiert Brorhilker für eine weitgehende Automatisierung der Steuererklärungen für Arbeitnehmer. Ziel sei es, die Beschäftigten in der Steuerverwaltung von Routinetätigkeiten zu entlasten, damit sie sich wieder verstärkt ihren eigentlichen Aufgaben widmen könnten – insbesondere der Aufdeckung und Verfolgung von Steuerdelikten mit hoher krimineller Energie.
Brorhilkers Mahnung ist auch ein politischer Appell: Ohne ausreichende personelle Ausstattung, so ihre Botschaft, droht der Staat jene aus dem Blick zu verlieren, die mit komplexen Finanzkonstruktionen dem Fiskus gezielt Milliarden entziehen.
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