Die Europäische Union hat dem chinesischen Online-Modegiganten Shein vorgeworfen, mit Scheinrabatten, Druckverkauf und irreführenden Angaben gegen geltendes EU-Recht zu verstoßen. Sollte das Unternehmen nicht innerhalb eines Monats reagieren, drohen empfindliche Geldstrafen, basierend auf dem Umsatz in den betroffenen EU-Ländern.
Verbraucherschutz im Fokus
Laut dem EU-Justizkommissar Michael McGrath müsse Shein nun handeln:
„Es liegt jetzt an Shein, die Regeln zu respektieren und seine Geschäftspraktiken vollständig an die EU-Verbraucherschutzstandards anzupassen.“
Eine Untersuchung der EU-Verbraucherschutzbehörde hat ergeben, dass zahlreiche Praktiken auf der Plattform gegen EU-Recht verstoßen – darunter:
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Falsche Preisnachlässe auf Basis erfundener vorheriger Preise
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Künstliche Kauf-Deadlines, die Konsumenten unter Druck setzen sollen
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Irreführende Produktkennzeichnungen und unklare Nachhaltigkeitsaussagen
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Versteckte Kontaktdaten im Kundenservice
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Manipulierte Produktbewertungen und Rezensionen
Auch Sheins angeblich nachhaltige Modeangebote seien häufig nicht belegbar oder würden fehlleitend präsentiert.
Sheins Reaktion: Zusammenarbeit, aber keine Schuldeingeständnisse
Ein Unternehmenssprecher sagte, man nehme die Vorwürfe ernst und arbeite „konstruktiv mit den nationalen Verbraucherschutzbehörden und der EU-Kommission zusammen, um allen Bedenken nachzugehen“. Das Ziel sei ein „sicheres, verlässliches und angenehmes Einkaufserlebnis für europäische Kunden“.
Schon früher unter Kritik
Shein steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Eine BBC-Recherche im Januar hatte aufgedeckt, dass Angestellte bei Shein-Zulieferern bis zu 75 Stunden pro Woche arbeiten – ein klarer Verstoß gegen chinesisches Arbeitsrecht. Auch britische Abgeordnete warfen dem Konzern „bewusste Unwissenheit“ über die Herkunft seiner Baumwolle vor.
Shein versprach daraufhin mehr Transparenz, investiere „zig Millionen Dollar“ in bessere Kontrolle und verlange von seinen Zulieferern die Einhaltung eines Verhaltenskodexes, so das Unternehmen.
EU macht Ernst gegen Online-Riesen
Für EU-Kommissar McGrath ist die Botschaft klar:
„Alle Unternehmen, die EU-Verbraucher ansprechen, müssen sich an unsere Regeln halten. Auch wenn sie aus dem Ausland kommen.“
Die EU will mit diesem Vorgehen ein deutliches Zeichen gegen unfaire Online-Handelspraxis setzen – und zeigt, dass selbst global agierende Plattformen nicht über dem Gesetz stehen.
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