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Essay über Geschlechterrollen löst Debatte über Religionsfreiheit an US-Universität aus

contato1526 (CC0), Pixabay
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Ein Vorfall an der University of Oklahoma sorgt in den USA für Aufsehen: Eine Studentin erhielt für einen Essay über gesellschaftliche Geschlechternormen die Note 0, weil sie darin stark auf ihre religiösen Überzeugungen Bezug nahm. Die Situation hat nun eine breite Debatte über Meinungsfreiheit, religiöse Diskriminierung und Wissenschaftsfreiheit entfacht.

📝 Worum ging es in der Aufgabe?

Im Rahmen eines Psychologiekurses sollten die Studierenden einen Aufsatz über die Wirkung gesellschaftlicher Geschlechternormen auf die Wahrnehmung von Personen verfassen.

Die Studentin Samantha Fulnecky, Psychologiestudentin im dritten Jahr, schrieb in ihrem Text unter anderem:

„Wenn wir uns von Gottes ursprünglichem Plan für die Menschheit entfernen, entfernen wir uns auch von unserer Bestimmung.“
Sie beschrieb Männer als im Bild von Gottes „Mut und Stärke“ erschaffen und Frauen im Bild von „Schönheit“. Zudem kritisierte sie andere Studierende für deren „feiges Mitgehen mit progressiven Ideen“.

🧑‍🏫 Wie reagierte die Lehrperson?

Laut der Universität wurde der Kurs von einer Graduate Instructor (also einer angehenden Lehrkraft im Master-/Promotionsstudium) geleitet. Sie vergab 0 von 25 Punkten, da der Essay:

  • nicht die Aufgabenstellung erfüllte,

  • widersprüchlich formuliert war,

  • religiöse Überzeugungen über empirische Belege stellte,

  • und stellenweise als beleidigend empfunden wurde.

In ihrer Begründung betonte die Lehrkraft, persönliche Überzeugungen seien zwar erlaubt, müssten aber im Kontext eines wissenschaftlichen Kurses methodisch angemessen vertreten werden.

🏛️ Reaktion der Universität

Die University of Oklahoma hat die Lehrkraft vorübergehend beurlaubt und ein laufendes Verfahren eingeleitet. Für den Rest des Semesters übernimmt ein hauptamtlicher Professor den Kurs.

In einer offiziellen Stellungnahme erklärte die Hochschule:

„Wir nehmen Anliegen zur Meinungs- und Religionsfreiheit sehr ernst und haben umgehend Maßnahmen ergriffen.“

Laut Universität hat der Vorfall keine negativen Auswirkungen auf die Abschlussnote der Studentin, da die Aufgabe aus der Bewertung herausgenommen wurde.

📢 Politische und öffentliche Reaktionen

  • Die konservative Gruppe Turning Point USA griff den Fall öffentlich auf und verbreitete ihn auf Social Media, wo der Beitrag innerhalb weniger Tage über 35 Millionen Aufrufe erzielte.

  • Die Organisation führt eine „Professor Watchlist“, mit der Lehrkräfte wegen angeblich „linksideologischer“ Positionen öffentlich benannt werden.

  • Die Oklahoma Freedom Caucus, eine rechte Fraktion im Parlament des Bundesstaates, sprach von einem „klaren Verstoß gegen die Religionsfreiheit“.

  • Staatssenatorin Lisa Standridge forderte die sofortige Entlassung der Lehrkraft.

👩‍🎓 Was sagt die Studentin?

Samantha Fulnecky sieht sich in ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung und Religionsfreiheit verletzt. Auf Social Media äußerte sie sich enttäuscht über die Reaktion der Universität.
Am 3. Dezember wird sie bei einer Veranstaltung der konservativen OCPAC Foundation öffentlich auftreten.

🧠 Hintergrund: Religionsfreiheit und Bildung in Oklahoma

Der Bundesstaat Oklahoma war in den letzten Jahren immer wieder Teil größerer Kontroversen rund um Religion im öffentlichen Raum, darunter:

  • Ein gestopptes Gesetz zur verpflichtenden Anbringung der Zehn Gebote in Schulklassen

  • Aussagen des Bildungsministers, jede High School solle eine Turning Point USA-Gruppe haben

🧾 Fazit: Ein Spannungsfeld zwischen Glauben, Wissenschaft und Bildung

Der Vorfall zeigt, wie sensibel das Zusammenspiel von Wissenschaftlichkeit, Religionsfreiheit und pädagogischer Bewertung in Bildungseinrichtungen ist.

Während konservative Gruppen auf Diskriminierung pochen, verteidigen Befürworter der akademischen Standards die Trennung von persönlicher Ideologie und wissenschaftlicher Argumentation – insbesondere in empirisch orientierten Fächern wie Psychologie.

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