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Erika Kirk und das Problem mit der „Trauerpolizei“ – Warum wir nicht beurteilen sollten, wie andere trauern

OpenClipart-Vectors (CC0), Pixabay
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Trauer ist unvorhersehbar, chaotisch und zutiefst individuell. Kein Mensch trauert genau wie ein anderer. Trotzdem gibt es immer wieder Menschen – besonders im Internet –, die das Verhalten trauernder Personen kritisch hinterfragen oder sogar verurteilen.

Ein aktuelles Beispiel ist Erika Kirk, deren Ehemann, der konservative Aktivist Charlie Kirk, im September auf einem College-Campus in Utah erschossen wurde. Seitdem sehen sich Erika Kirks öffentliche Auftritte zunehmender Kritik ausgesetzt – von Internetnutzern, die jede ihrer Gesten, Aussagen und Outfits analysieren.

🧠 Was ist „Grief Policing“?

Der Begriff „Grief Policing“ – auf Deutsch etwa: Trauer überwachen oder bewerten – beschreibt das Verhalten, anderen vorzuschreiben, wie sie richtig trauern sollen. Psychotherapeutin Stephanie Sarkis erklärt:

„Trauerpolizei bedeutet, zu glauben, man habe das Recht, anderen vorzuschreiben, wie sie zu trauern haben.“

Dabei ist Trauer hochgradig individuell. Kultur, Religion, familiäre Werte und die Beziehung zum Verstorbenen spielen eine große Rolle. Wenn Menschen urteilen, wie andere mit Verlust umgehen, versuchen sie oft unbewusst, mit ihrer eigenen Unsicherheit über den Tod klarzukommen.

👀 Erika Kirks Erfahrungen mit öffentlicher Bewertung

Nach dem Tod ihres Mannes wurde Erika Kirk online massiv bewertet – besonders ihr Aussehen, ihre Mimik und ihre Kleidung wurden zum Thema ganzer Foren. Für manche war sie „zu gefasst“, für andere „nicht trauernd genug“.

Dabei hat sie offen über ihre emotionale Achterbahnfahrt gesprochen. In einem Instagram-Beitrag im Oktober schrieb sie:

„Trauer verläuft nicht linear. An einem Tag liegst du weinend am Boden und flehst nach Jesus. Am nächsten spielst du mit deinen Kindern und fühlst so etwas wie bittersüße Freude, wenn ein Lächeln dein Gesicht durchbricht.“

📸 Prominente unter Beobachtung

Erika Kirk ist nicht die Einzige, die unter öffentlicher Beobachtung trauerte. Auch Chrissy Teigen und John Legend wurden kritisiert, als sie 2020 intime Fotos nach dem Tod ihres Babys veröffentlichten. Ashley Judd erlebte Kritik, weil sie den Suizid ihrer Mutter Naomi Judd nicht sofort öffentlich machte.

Solche Reaktionen sind Ausdruck eines gesellschaftlichen Problems: Viele Menschen fühlen sich unwohl mit offen gezeigter Trauer – besonders, wenn sie nicht in ihr eigenes Bild „angemessenen Verhaltens“ passt.

🧪 Studie: Online-Trauer oft verurteilt

Eine Studie der Universität Colorado Boulder (2017) zeigte, dass sogenanntes „Grief Policing“ vor allem im Netz weit verbreitet ist. Am Beispiel der Online-Reaktionen auf die Tode von David Bowie, Alan Rickman und Prince analysierten die Forscher zahlreiche Kommentare – mit dem Ergebnis, dass Normkonflikte in digitalen Räumen zu besonders harscher Bewertung führen.

🧭 Kein „richtig“ oder „falsch“ in der Trauer

David Kessler, Autor und Trauerexperte, bringt es auf den Punkt:

„Die Trauerpolizei glaubt, wir trauern zu lange, zu kurz, wir weinen zu viel oder zu wenig. Wir sind zu wütend oder nicht wütend genug.“

Auch die oft zitierten fünf Trauerphasen – Leugnung, Wut, Verhandeln, Depression, Akzeptanz – sind nur Orientierungshilfen, keine feste Reihenfolge, die jeder durchlaufen muss.

🕊️ Fazit: Jeder trauert anders – und das ist okay

Wenn du selbst trauerst, raten Expert:innen: Sei geduldig und mitfühlend mit dir selbst. Auch Momente der Freude oder Erleichterung können auftreten – das schmälert nicht deine Liebe zum Verstorbenen.

„Wenn dir jemand sagt: ‚Du trauerst falsch‘, denk daran: Du gehst deinen eigenen Weg“, sagt Stephanie Sarkis.

 

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