In Erfurt ist ein Mann Opfer eines groß angelegten Online-Betrugs mit Kryptowährungen geworden. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, verlor der 49-Jährige dabei insgesamt 128.000 Euro – Geld, das er in gutem Glauben auf eine vermeintlich seriöse Handelsplattform für digitale Währungen überwiesen hatte.
Der Erfurter hatte sich laut Polizei auf einer professionell gestalteten Website angemeldet, die den Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen versprach. Dort nahm bald ein angeblicher „Finanzberater“ Kontakt zu ihm auf. Der Mann gab sich als erfahrener Investmentexperte aus, versprach hohe Gewinne und zeigte dem Erfurter sogar manipulierte Charts, um den Erfolg vorzutäuschen. In mehreren Tranchen überwies das Opfer schließlich über 128.000 Euro – in der Hoffnung, am Kryptomarkt mitzuspielen und sein Geld zu vermehren.
Doch statt digitaler Münzen erhielt der Mann nichts. Als er schließlich Auszahlungen verlangte, reagierte niemand mehr. Weder der angebliche Berater noch die Plattform waren erreichbar. Erst da wurde dem Erfurter klar, dass er Betrügern aufgesessen war. Am Dienstag erstattete er Anzeige bei der Polizei.
Polizei: Täter agieren professionell und psychologisch geschickt
Laut den Ermittlern handelt es sich um ein typisches Muster sogenannter „Investment-Scams“, bei denen Täter mit psychologischem Druck und falschen Versprechungen arbeiten. Sie geben sich als Finanzexperten aus, nutzen gefälschte Webseiten und täuschend echt wirkende Handelsportale, um Vertrauen aufzubauen.
„Die Täter sind oft international organisiert und agieren äußerst professionell. Viele Opfer bemerken erst spät, dass sie auf eine Scheinplattform hereingefallen sind“, erklärte ein Polizeisprecher. Das überwiesene Geld werde meist sofort über ausländische Konten verschoben und sei daher nur schwer zurückzuverfolgen.
Wachsende Zahl von Krypto-Betrugsfällen in Thüringen
Der Fall aus Erfurt ist kein Einzelfall: Nach Angaben der Polizei haben in diesem Jahr bereits mehrere Thüringerinnen und Thüringer hohe Summen an Krypto-Betrüger verloren – unter anderem in Sömmerda und Gotha. Die Schadenssummen reichen von einigen Tausend bis zu mehreren Hunderttausend Euro.
Am Landgericht Erfurt läuft derzeit ein umfangreiches Verfahren im Zusammenhang mit mutmaßlichem Bitcoin-Betrug: Dabei geht es um über 8.000 Geschädigte und einen Gesamtschaden von rund 127 Millionen Euro.
Polizei rät zu besonderer Vorsicht
Die Polizei rät, bei Online-Investments grundsätzlich vorsichtig zu sein. Misstrauen sei angebracht, wenn Plattformen unrealistisch hohe Gewinne versprechen, Berater Druck machen oder persönliche Daten und Ausweiskopien verlangen.
„Seriöse Finanzdienstleister verfügen immer über eine Zulassung der BaFin und treten nicht über Messenger oder private E-Mails an Anleger heran“, warnte die Polizei. Wer unsicher sei, könne im BaFin-Unternehmensregister nachsehen, ob ein Anbieter tatsächlich zugelassen ist.
Für den Erfurter kommt die Erkenntnis zu spät – sein gesamtes Geld ist verschwunden. Die Polizei ermittelt nun wegen gewerbsmäßigen Betrugs, doch die Chancen auf Wiederbeschaffung der Summe gelten als gering.
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