Die Familie eines älteren Mannes aus South Tyneside schlägt Alarm: Ihr Angehöriger ist Opfer einer besonders ausgeklügelten Krypto-Betrugsmasche geworden. Fast 3.000 Pfund verlor der Mann an die Täter, und nur ein glücklicher Zufall verhinderte, dass er weitere 8.000 Pfund überwiesen hätte.
Der Fall zeigt exemplarisch, wie professionell und psychologisch durchdacht viele dieser Betrugsmodelle inzwischen sind – und wie gefährdet besonders ältere, alleinlebende oder vertrauensvolle Menschen sind.
Wochenlange Manipulation: Täter bauten Beziehung auf
Der Betrug begann harmlos – mit einem Telefonanruf im August.
Ein angeblicher Finanzexperte meldete sich und gab vor, dem Mann beim Online-Banking helfen zu wollen. Für viele ältere Menschen, die mit digitaler Technik fremdeln, wirkt so ein Angebot zunächst plausibel.
Der Täter rief über Wochen hinweg immer wieder an und nutzte jede Gelegenheit, persönliche Informationen zu sammeln: berufliche Vergangenheit, finanzielle Situation, familiäres Umfeld, technische Kenntnisse. Nach und nach entstand der Eindruck einer vertrauenswürdigen Beziehung, wie die Familie berichtet.
Erst als ein Angehöriger zufällig einen Blick auf das Telefon warf und eine fremde ausländische Nummer bemerkte, flog die Masche auf.
So lief der Betrug ab
Laut Polizei und Angehörigen folgte der Täter einem systematischen Muster:
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Kontaktaufnahme über Telefon mit dem Vorwand einer technischen Hilfestellung.
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Aufbau von Vertrauen durch regelmäßige Gespräche, oft sehr freundlich und angeblich „hilfsbereit“.
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Sammeln von Informationen, um später eine glaubwürdige Investitionsgeschichte zu präsentieren.
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„Beratung“ zu Kryptowährungen mit angeblich hohen Gewinnen und niedrigen Risiken.
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Anleitung zum Geldtransfer über vermeintliche Handelsplattformen – tatsächlich kontrolliert von den Tätern.
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Weitere Überredung zu zusätzlichen Einzahlungen, sobald die erste Summe geflossen ist.
Die Familienangehörige berichtet:
„Er dachte, er hätte einen echten Finanzberater an der Leitung. Es sah alles echt aus – die Website, die Grafiken, sogar die angeblichen Gewinne.“
Moderne Scam-Plattformen imitieren professionelle Krypto-Seiten oft nahezu perfekt – inklusive Login-Bereich, Chart-Animationen und Support-Chat.
Ein Zufall verhinderte einen viel größeren Schaden
Der Mann hatte bereits knapp 3.000 Pfund überwiesen. Als er sich anschickte, eine zweite Überweisung über rund 8.000 Pfund zu tätigen, bemerkte ein Familienmitglied zufällig das klingelnde Telefon und die merkwürdige Nummer.
In diesem Moment wurde klar, dass etwas nicht stimmt – und die Transaktion konnte gerade noch gestoppt werden.
Der Angehörige sagt rückblickend:
„Wenn ich das Gespräch nicht gesehen hätte, wären mindestens 11.000 Pfund weg gewesen. Und mit etwas Glück hätten sie ihn zu noch mehr gedrängt.“
Polizei: Krypto-Betrug nimmt stark zu
Die Northumbria Police warnt, dass Betrugsfälle mit Kryptowährungen seit Jahren stark steigen.
Viele Opfer – darunter überraschend oft ältere Menschen – werden durch die Kombination aus technischer Überforderung und emotionaler Manipulation geködert.
Die Beamten betonen, dass die Täter äußerst geschickt vorgehen:
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Sie sprechen akzentfrei oder sehr professionell.
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Sie senden E-Mails mit offiziellen Logos und Dokumenten.
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Sie nutzen gefälschte Webseiten, die echten Plattformen täuschend ähnlich sehen.
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Sie setzen Opfer oft psychologisch unter Druck („nur heute verfügbar“, „letzte Chance“).
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Sie spielen mit Hoffnung, Gier oder Angst vor verpassten Chancen.
Wichtige Warnsignale, die viele zu spät erkennen
Experten raten, besonders auf folgende Alarmzeichen zu achten:
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Unerwartete Anrufe zu Finanzen – niemals seriös.
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Aufforderung, Fernzugriffs-Programme wie AnyDesk oder TeamViewer zu installieren.
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Versprechen von hohen Gewinnchancen in kurzer Zeit.
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Bitte um zunächst kleine, dann steigende Einzahlungen.
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Forderung nach Vertraulichkeit oder Warnungen vor angeblich „unseriösen“ Banken.
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Drängen auf schnelle Entscheidungen.
Wer eines oder mehrere dieser Signale bemerkt, sollte sofort auflegen und die Bank oder Polizei kontaktieren.
Familie: „Er war nicht naiv – sie waren extrem gut“
Die Angehörigen wehren sich gegen das Klischee vom leichtgläubigen Senioren:
„Das war keine plumpe Masche. Die Täter waren unglaublich professionell. Jeder kann darauf hereinfallen – ob alt oder jung.“
Mit ihrer Warnung wollen sie andere Menschen schützen und sensibilisieren – denn Betrug über Kryptowährungen ist längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein weltweites Millionen-Geschäft.
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