Neue, von US-Abgeordneten veröffentlichte E-Mails enthüllen den regen Austausch zahlreicher prominenter Persönlichkeiten mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein – teils Jahre nach dessen Registrierung als Sexualstraftäter im Jahr 2008. Unter den Absendern und Empfängern finden sich bekannte Namen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Medien.
Wer schrieb Epstein – und worum ging es?
Die Korrespondenz ist oft informell, teilweise persönlich – und in manchen Fällen problematisch. Die E-Mails zeigen unter anderem:
Larry Summers
Der ehemalige US-Finanzminister und frühere Präsident der Harvard University tauschte sich ab 2018 regelmäßig mit Epstein aus – unter anderem über eine jüngere Wirtschaftswissenschaftlerin, an der Summers Interesse hatte. Epstein kommentierte die Frau mit Formulierungen wie „klingt schon bedürftig :) nett“. Summers beendete seine Lehrtätigkeit an Harvard inzwischen im Zuge der Enthüllungen.
Elisa New
Summers’ Ehefrau, Literaturprofessorin an Harvard, diskutierte mit Epstein über Bücher – darunter Lolita von Vladimir Nabokov, das Thema Kindermissbrauch literarisch verarbeitet. In einer Mail bemerkte sie: „Das nächste Mal im Flugzeug kannst du vielleicht ‚My Antonia‘ lesen – ähnliche Themen wie ‚Lolita‘.“
Lawrence Krauss
Der bekannte Physiker wandte sich 2017 an Epstein, um Rat zu erhalten im Umgang mit Vorwürfen sexueller Belästigung. Epstein riet ihm: „Nicht reagieren. Mein Rat bleibt: Off the record.“
Steve Bannon
Der ehemalige Chefstratege von Donald Trump ließ sich von Epstein 2018 Reisepläne vorschlagen, als er einen Flug verpasste. Die beiden standen laut den Dokumenten über Monate in Kontakt und trafen sich zu einem Frühstück im Februar 2019 – kurz bevor Epstein erneut unter Bundesverdacht geriet.
Jonathan Farkas
Der Geschäftsmann fragte Epstein in einer Mail, ob eine Frau, mit der er sich traf, „eine Prostituierte“ sei. Epsteins Antwort: „Alkoholikerin. Drogen. Instabil. Gewohnheitslügnerin. VORSICHT.“
Michael Wolff
Der Journalist und Autor (u. a. von „Fire and Fury“) schlug Epstein 2016 vor, öffentlich gegen Trump aufzutreten, um Sympathien zu gewinnen. Später schrieb Epstein Wolff eine Mail über angeblich harmlose Massagen, bei denen „viele Mädchen“ für „200 Dollar rub and tug“ kämen – „kein Sex“, wie er betonte.
Boris Nikolic
Der Biotech-Investor und Clinton-Vertraute schrieb Epstein über Treffen mit dessen Freunden – darunter Bill Clinton und Prinz Andrew. In einer Mail scherzte er über eine 22-jährige blonde Frau, bei der sich herausstellte, dass sie mit ihrem Ehemann unterwegs war: „Wie wir gesagt haben: Alles Gute ist vermietet ;-)“
Elon Musk
Epsteins Terminkalender enthielt einen Hinweis auf ein geplantes Treffen mit Musk im Dezember 2014 auf Epsteins Insel. Musk dementierte die Reise später öffentlich und erklärte, er habe Epstein nur einmal für ca. 30 Minuten in dessen Haus in Manhattan besucht.
Kathryn Ruemmler
Die frühere Rechtsberaterin von Präsident Obama und heutige Goldman-Sachs-Managerin tauschte sich mit Epstein 2018 in einem ironischen E-Mail-Dialog über Feminismus aus. Beide äußerten sich sarkastisch über Geschlechterrollen. Goldman Sachs betonte, die Mails stammten aus der Zeit vor Ruemmlers Tätigkeit bei der Bank.
Einordnung & Kontext
Die E-Mails stammen aus einem umfassenderen Bericht republikanischer Abgeordneter im Zusammenhang mit laufenden Ermittlungen rund um Epsteins Netzwerk. Der Finanzier war 2019 in Haft verstorben – offiziell durch Suizid – während er auf seinen Prozess wegen Menschenhandels wartete. Ihm und seiner Vertrauten Ghislaine Maxwell wird vorgeworfen, über 1.000 minderjährige Mädchen, teilweise erst 14 Jahre alt, für sexuelle Handlungen rekrutiert und an einflussreiche Männer vermittelt zu haben.
Die E-Mail-Inhalte belegen keine Straftaten, werfen jedoch Fragen zur moralischen Integrität und Nähe prominenter Persönlichkeiten zu Epstein auf – teils lange nach dessen Verurteilung.
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