Das US-Justizministerium hat am 19. Dezember 2025 tausende Dokumente, Bilder und Beweismaterialien aus der sogenannten „Epstein-Bibliothek“ veröffentlicht. Es handelt sich um Akten rund um den verstorbenen Milliardär und verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein – mit bislang unveröffentlichtem Bildmaterial und zahlreichen Details aus seinen Besitzungen.
Doch die Veröffentlichung sorgt für Kritik: Zahlreiche Dokumente sind stark geschwärzt, der öffentliche Zugang ist technisch kaum nutzbar, und nicht alle gesetzlich geforderten Unterlagen wurden fristgerecht veröffentlicht.
1. Heftige Schwärzungen und Intransparenz
Viele der veröffentlichten Akten sind über 100 Seiten lang – und dennoch fast komplett unleserlich, weil Textstellen oder ganze Seiten geschwärzt wurden. Auch bei Fotos wurden Gesichter teils ungleichmäßig unkenntlich gemacht.
Das neue US-Gesetz „Epstein Files Transparency Act“ erlaubt zwar die Schwärzung von Informationen zum Schutz der Opfer oder laufender Ermittlungen. Jedoch verbietet es, Informationen allein aus politischen oder rufschädigenden Gründen zurückzuhalten. Mehrere US-Abgeordnete, darunter der Demokrat Ro Khanna, drohen bereits mit rechtlichen Konsequenzen für mutmaßlich übertriebene Zensur.
2. Clinton, Jackson, Jagger: Prominente auf Bildern
In den neu veröffentlichten Bildern tauchen zahlreiche bekannte Persönlichkeiten auf, unter anderem der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, Mick Jagger, Kevin Spacey, Chris Tucker, Michael Jackson und Diana Ross. Clinton ist u. a. in einem Whirlpool mit einer unbekannten Frau zu sehen sowie auf einem Foto mit Ghislaine Maxwell, Epsteins enger Vertrauterin.
Obwohl Clinton mehrfach auf Epstein-Flügen mitreiste, betont sein Sprecher, Clinton habe „nichts von den kriminellen Machenschaften gewusst“ und den Kontakt abgebrochen, bevor diese bekannt wurden. Gegen keinen der genannten Prominenten liegt laut Justizdokumenten ein strafrechtlicher Vorwurf im Zusammenhang mit Epstein vor.
3. Suchfunktion enttäuscht – kaum nutzbar für Öffentlichkeit
Trotz gesetzlicher Vorgabe wurde die öffentliche Datenbank zur „Epstein-Bibliothek“ mit einer kaum funktionalen Suchfunktion veröffentlicht. Selbst einfache Namenssuchen nach „Trump“ oder „Clinton“ liefern keine Ergebnisse. Viele Dokumente können nur manuell durchsucht werden, was die Auswertung erschwert.
4. Erwähnungen von Donald Trump
Trumps Name taucht in einer bereits früher bekannten Zivilklage aus dem Jahr 2020 auf, in der eine Epstein-Überlebende schildert, als 14-Jährige mit Epstein in Trumps Anwesen „Mar-a-Lago“ gewesen zu sein. Laut ihrer Aussage kommentierte Epstein das Mädchen gegenüber Trump, der daraufhin nur lächelte und nickte. Trump bestreitet jegliches Fehlverhalten und sagt, er habe Epstein seit den 2000er Jahren nicht mehr getroffen.
5. Einblick in Epsteins Medikamentenschrank
In einer detaillierten Bestandsliste aus Epsteins Villa fanden Ermittler unter anderem Medikamente gegen Scheideninfektionen, Duschmittel, BHs, alte Quittungen, CDs, Disketten und eine Massageliege. In weiteren Dokumenten wurden handschriftliche Nachrichten gefunden, in denen ein gewisser „Jean-Luc“ über einen behandelbaren Virus sprach – mutmaßlich Jean-Luc Brunel, ein bekannter Modelagent und Epstein-Kontakt, der 2022 in Haft Suizid beging.
Ein 96-seitiger Polizeibericht dokumentiert außerdem ausführlich die erste polizeiliche Durchsuchung in Palm Beach 2006, bei der viele dieser Funde gemacht wurden.
Fazit:
Die Veröffentlichung der Epstein-Dokumente sollte eigentlich Transparenz schaffen. Stattdessen herrscht Kritik über schwärzungsfreudige Behörden, mangelhafte Technik und politische Zurückhaltung. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Druck aus der Politik dazu führt, dass weitere, ungeschwärzte Inhalte veröffentlicht werden – oder ob der Fall Epstein erneut zum Symbol für Intransparenz und Machtmissbrauch wird.
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