Es gibt Menschen, mit denen ist man fast täglich in Kontakt – mal nur kurz, mal etwas länger, aber immer vertraut. Man tauscht sich aus, lacht miteinander, regt sich gemeinsam über Dinge auf – und irgendwann wird diese Nähe, diese Verlässlichkeit, fast selbstverständlich. Man denkt nicht darüber nach, dass auch das nicht garantiert ist. Und dann kommt ein Moment, der alles ins Wanken bringt.
Die Diagnose: Krebs. Die Prognose: vielleicht 12, vielleicht 24 Monate.
So etwas lässt einen still werden. Weil es plötzlich ernst ist. Weil es einen Menschen betrifft, den wir schätzen, mit dem wir verbunden sind – über viele Gespräche, gemeinsame Arbeit, geteilten Alltag.
Wie geht man damit um? Was ist jetzt richtig?
Wir haben uns gemeinsam entschieden: Wir möchten da sein – nicht aufdringlich, nicht bemitleidend, sondern mit echtem Ohr und offenem Herz. Wenn er uns braucht, sind wir da. Ansonsten behandeln wir ihn genau wie bisher – weil er derselbe Mensch ist wie gestern auch. Nicht „der Kranke“. Sondern unser Kollege, unser Freund, der Teil unseres Alltags bleibt.
Natürlich geht uns die Diagnose nah. Viele von uns haben einen Kloß im Hals gespürt, manche eine Träne nicht ganz zurückhalten können. Aber wir glauben, dass ehrliche Nähe nicht mit Mitleid zu tun hat. Sondern mit Vertrauen, mit einem offenen Gespräch, mit Zuhören – und mit der Entscheidung, Normalität nicht künstlich zu ersetzen, sondern aufrechtzuerhalten, solange es geht.
Unser Leben ist endlich. Das gilt für uns alle, auch wenn wir meist erfolgreich verdrängen, wie fragil alles ist. Vielleicht liegt in dieser schwierigen Zeit auch eine Erinnerung daran, wie wertvoll echte Begegnung ist.
Du bist nicht allein. Und das bist du auch dann nicht, wenn du mal nichts sagen willst.
Wir sind da – nicht nur einer, sondern viele. Und das bleibt auch so.
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