Genau ein Jahr nach dem misslungenen ersten bemannten Flug von Boeings Starliner-Kapsel arbeiten NASA und Boeing weiterhin an der Zertifizierung des Raumfahrzeugs – trotz schwerer Rückschläge. Am 5. Juni 2024 startete der Starliner mit den erfahrenen NASA-Astronauten Butch Wilmore und Suni Williams ins All – für einen eigentlich kurzen Testflug zur Internationalen Raumstation (ISS). Was folgte, war eine Mission voller Probleme.
Statt zehn Tage – neun Monate im All
Bereits kurz nach der Ankunft an der ISS zeigten sich technische Mängel am Starliner, insbesondere im Bereich der Triebwerke und des Heliumsystems. Die NASA entschied, das Raumschiff ohne Besatzung zur Erde zurückfliegen zu lassen. Wilmore und Williams blieben zurück – und mussten sich über ein Notfallprogramm der NASA gedulden, bis ein Platz im nächsten SpaceX-Flug frei wurde.
Sie kehrten erst nach 280 Tagen im All gemeinsam mit zwei Crew-Mitgliedern der SpaceX Crew-9 Mission am 19. März 2025 sicher per Wasserlandung vor der Küste Floridas zurück.
Starliner vs. SpaceX: Der Rückstand ist deutlich
Der Starliner ist als zweites Raumschiff im Rahmen von NASAs Commercial Crew Program vorgesehen – neben der seit 2020 etablierten SpaceX Dragon-Kapsel, die regelmäßig mit bis zu vier Astronaut*innen zur ISS fliegt. Doch im Vergleich dazu ist Boeing deutlich ins Hintertreffen geraten.
Ein unabhängiger Prüfbericht aus dem Jahr 2024 forderte weitere technische Nachbesserungen am Starliner – unter anderem bei Batterien, Landungssystemen und Dichtungen. Auch eine Neugestaltung der Heliumleitungen sei notwendig, um Lecks zu vermeiden.
Nächster Flug: Nicht vor 2026
Laut einem Sprecher der NASA könnte der nächste Starliner-Flug frühestens 2026 stattfinden – möglicherweise zunächst als reiner Frachtflug, bevor wieder Menschen an Bord gehen dürfen. Derzeit laufen weitere Tests im White Sands Testgelände in New Mexico. Ein offizielles Startdatum gibt es bisher nicht.
„Wir sehen bei Boeing den klaren Willen, Starliner als verlässliches Transportsystem für die Raumfahrt der USA zu etablieren“, sagte Ken Bowersox, NASA-Direktor für Raumfahrtoperationen.
Fazit: Rückschläge, aber kein Abbruch
Trotz des dramatischen Rückschlags im ersten Test mit Besatzung halten NASA und Boeing weiter an der Entwicklung des Starliners fest. Die Rückkehr von Wilmore und Williams war zwar erfolgreich, doch der Weg zur vollständigen Zulassung als bemanntes Raumfahrzeug ist noch weit – mit ungewisser Zukunft.
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