Er ist das Symbol eines gescheiterten Staates: Jose Adolfo Macias Villamar, besser bekannt als „Fito“, der berüchtigte ecuadorianische Drogenboss, der mehr Macht in den Händen hielt als so mancher Minister, wurde nun endlich an die USA ausgeliefert. Mit einem martialischen Aufgebot von Polizei und Militär verließ der Boss der Terrorbande Los Choneros gestern das Hochsicherheitsgefängnis von Guayaquil – jenes Gefängnis, aus dem er im Januar 2024 seelenruhig entkommen war.
Jetzt soll er sich in den USA wegen Drogenschmuggels, Waffendelikten und Verschwörung in sieben Fällen verantworten. Sollte es zur Verurteilung kommen, droht ihm lebenslange Haft – auch wenn das für einen Mann wie ihn eher nach Rückzug in den wohlverdienten Ruhestand klingt, als nach gerechter Strafe.
Doch das eigentliche Drama spielt sich nicht vor amerikanischen Gerichten ab, sondern in Ecuador selbst: Ein Land im Würgegriff der Banden, mit „Fito“ als sinistrem Drahtzieher im Hintergrund. Sein kurzes Gastspiel in der Freiheit hatte verheerende Folgen. Autobomben, Entführungen, Morde – die organisierte Kriminalität erklärte dem Staat den Krieg, und der Staat war nicht vorbereitet.
Präsident Daniel Noboa blieb nichts anderes übrig, als den Notstand auszurufen. Doch selbst das wirkte mehr wie ein symbolischer Akt denn als echte Machtdemonstration. Ein Höhepunkt der Ohnmacht: Der Live-Überfall auf ein Fernsehstudio im Januar, bei dem schwerbewaffnete, vermummte Männer den staatlichen Sender TC in Guayaquil stürmten und Journalisten als Geiseln nahmen – mitten in einer Livesendung. Es war kein Angriff auf die Pressefreiheit, es war ein Statement: Wir herrschen jetzt hier.
Dass die Bande Los Choneros mit dem berüchtigten Sinaloa-Kartell aus Mexiko zusammenarbeitet, überrascht niemanden mehr. Die Drogenrouten zwischen Südamerika und den USA sind längst mafiös verwaltet – mit Ecuador als Zwischenlager, Transitpunkt und, wie es scheint, als Spielball für Drogenimperien.
Mit „Fito“ fliegt nicht nur ein Krimineller in die USA – es fliegt auch die Illusion davon, dass Ecuador Kontrolle über sein Territorium hat.
Ob seine Auslieferung ein Zeichen der Stärke oder ein Akt der Verzweiflung ist, bleibt offen. Was bleibt, ist ein Land, in dem das Gewaltmonopol längst nicht mehr beim Staat liegt – und eine Bevölkerung, die sich fragt, ob ein einziges Gefängnistor reicht, um ein ganzes Kartell aufzuhalten.
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