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Drei Monate auf Bewährung – für Tanzen in Dessous

isakarakus (CC0), Pixabay
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Manchmal fragt man sich, ob die Schlagzeilen aus der Gegenwart oder aus einem besonders prüden Kapitel der Vergangenheit stammen. In der Türkei wurde nun tatsächlich eine Pop-Girlband verurteilt, weil sie – festhalten – auf der Bühne getanzt und dabei wenig anhatte.

Das Istanbuler Gericht sah in dem Auftritt der sechs jungen Frauen der Band Manifest ein „schamloses Verhalten“ und verhängte prompt eine Bewährungsstrafe von drei Monaten und 22 Tagen. Auch eine Gast-Sängerin, die nur für einen einzigen Song dabei war, wurde gleich mitverurteilt – man will ja ein Exempel statuieren.

Der „Skandal“?
Die Sängerinnen trugen Outfits, die an Unterwäsche erinnern, und bewegten sich – laut Gericht – auf eine Art, die „an Geschlechtsverkehr erinnere“. Wer sich fragt, ob da jemand vielleicht einfach zu lange keine Konzerte mehr gesehen hat, ist damit nicht allein.

Tanzverbot 2.0?

Der Auftritt im September vor Tausenden Fans wurde von diesen begeistert aufgenommen. Nur nicht von der Justiz, die offenbar lieber sittsame Volkslieder in Rollkragenpullovern gesehen hätte.

In einer offiziellen Stellungnahme erklärten die Künstlerinnen:

„Wir wollten niemanden provozieren oder verletzen. Wir sind traurig über die Situation.“

Und das ist vermutlich das Traurigste an der ganzen Geschichte: Dass sich junge Frauen entschuldigen müssen, weil sie auf der Bühne getanzt und sich dabei frei gefühlt haben.

Wenn Bühnenkunst zur Straftat wird

Während in anderen Ländern Pop-Acts wie Beyoncé, Miley Cyrus oder Rosalía mit ähnlichen Shows Stadien füllen und gefeiert werden, hagelt es in Istanbul Strafbefehle. Denn offenbar ist Tanzen in knapper Kleidung inzwischen justiziabel, wenn es nicht den „richtigen Moralvorstellungen“ entspricht.

Die Botschaft ist klar: Kunst darf alles – außer frei sein.

Fazit mit hochgezogener Augenbraue

Man kann über Bühnenästhetik streiten, über Geschmack auch. Aber über Freiheit der Kunst sollte man in einem modernen Staat nicht mehr diskutieren müssen.

Während anderswo Kriege, Armut und echte Verbrechen Schlagzeilen machen, hat die türkische Justiz also beschlossen, dass Popmusik in Hotpants zu den dringlichsten Problemen des Landes gehört.

Bleibt zu hoffen, dass sich niemand beim Applaudieren dieser Urteile den moralischen Zeigefinger verstaucht.

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