Mit einem Satz hat Kanzler Friedrich Merz (CDU) die deutsch-iranischen Beziehungen auf diplomatisches Glatteis geführt – und ganz nebenbei einen politischen Flächenbrand entfacht: „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht – für uns alle.“ Gemeint ist der israelische Großangriff auf iranisches Staatsgebiet. Gesagt hat er es am Rande des G7-Gipfels, ganz nonchalant vor laufender ZDF-Kamera.
Applaus für Luftschläge, Respekt für Raketenangriffe – und völlige Ignoranz gegenüber dem Völkerrecht? So interpretieren es nicht nur empörte Stimmen aus Berlin, sondern auch das iranische Außenministerium. Es bestellte prompt den deutschen Botschafter Markus Potzel ein. Die Begründung: Die Äußerung sei „schändlich“ und ein offener Ausdruck der Unterstützung für eine „israelische Aggression“ gegen den Iran.
Respekt vor Raketenkrieg – und innenpolitische Schamröte
Während Merz sich noch im Brustton der Überzeugung für die „Drecksarbeit“ bedankt, bricht in Deutschland Empörung aus – sogar in der eigenen Koalition. Die SPD und weitere Parteien kritisieren den Ausraster des Kanzlers scharf. Was ist mit diplomatischer Sprache? Was mit Verantwortung?
Denn fest steht: Israel hat mit massiven Luftangriffen Atomanlagen, Kommandozentralen und militärische Infrastruktur im Iran attackiert – gezielt führende Köpfe des iranischen Militärs ausgeschaltet. Der Iran antwortete mit Raketen auf israelische Städte. Ein ausgewachsener Krieg, den der Kanzler in Worte kleidet wie ein Feuerwehrchef, der sich über gelungene Brandstiftung freut.
Merz zwischen Kriegsrhetorik und moralischer Bankrotterklärung
Die Formulierung, Israel mache „Drecksarbeit für uns alle“, klingt wie aus dem Handbuch eines zynischen Machtpolitikers, der glaubt, militärische Gewalt lasse sich auslagern wie eine schmutzige Industrieproduktion. Wer ist dieses „uns alle“? Die G7? Der Westen? Europa?
Man muss nicht Sympathisant des iranischen Regimes sein, um festzustellen: Hier spricht kein Diplomat, sondern ein Kanzler, der sich in Kriegsrhetorik verirrt hat. Statt kluger Vermittlung, statt Mahnung zur Deeskalation, statt nüchterner Bewertung eines gefährlichen Krieges – kommt ein Schulterklopfer an Netanjahu. Und eine Abwertung der Diplomatie.
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